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Besprechung CD/SACD stereo

Pjotr Iljitch Tschaikowski

String Quartets / String Sextet

MDG MDG 903 2091-6

1 CD/SACD stereo • 78min • 2018

02.01.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Wer bei der Musik Peter Tschaikowskis denkt, dass sie eigentlich immer wie Ballettmusik klingt, sollte sich einmal näher mit seiner Kammermusik für Streicher auseinandersetzen, um dieses Vorurteil zu überprüfen. Diese ist, weil sie eigentlich nur gewinnt, je intelligenter, präziser und strenger sie ohne aufgesetzte gefühlige Drücker ausgeführt wird, im Vergleich zu den Sinfonien und Balletten, aber auch im Vergleich mit Schubert, Brahms und Dvorák im Konzert und auf Tonträgern eher unterrepräsentiert.

Bereits die Exposition des Streichquartetts op. 11 D-Dur liefert schlagende Qualitätsbeweise. Welcher seiner Zeitgenossen hätte einen Kopfsatz so explizit lyrisch mit kunstvoll-schwebender Verschleierung des 9/8 Metrums begonnen? Wer hätte sich in einem Sextett je 6-stimmige Fugati, die an das Ricercar a 6 aus dem Musikalischen Opfer gemahnen, geleistet, wie Tschaikowski im Finale seines Souvenir de Florence? Hier erweist sich der Komponist als überragender Kontrapunktiker, der in dieser Hinsicht in Russland einzig von seinem Schüler Sergej Tanejew übertroffen wurde.

Das polnische Meccore String Quartet zeigt mit dieser Einspielung, dass es weltweit zu den Spitzenquartetten gehört. Hier vereinen sich phänomenale Instrumentenbeherrschung, ein wunderbar schlanker, dabei warmer Klang, sauberste Intonation mit analytischer Intelligenz zu einem Gesamtbild, wie man es sich überzeugender nicht denken könnte. Wer es nicht glaubt, möge sich einmal das – so häufig von Geigern als reines Zugabestück missbrauchte – Andante cantabile des D-Dur Quartetts anhören. Diese einfache Melodie habe ich so sensibel, sprechend, variabel beleuchtet und dabei trotzdem schlicht belassen bisher nicht vernommen. Wunderbar auch die glasklare Artikulation im Finale, das absolut gleichmäßige Diminuendo Aller ab 1:11 und das blitzartige Reagieren auf die Stimmungsumschwünge. Ich könnte mit ähnlichen Elogen über den Qartettsatz o. O. und das Sextett op. 70 fortfahren, beschränke mich aber darauf, zu vermerken, dass dort das stellare Niveau gehalten wird.

Klangtechnisch gibt es hinsichtlich Transparenz und Farbigkeit nur Lobendes zu berichten. Der ungemein lehrreiche Booklet-Text von Detmar Huchting hätte bei schlechterer musikalischer Qualität zu einer – hier „leider“ unmöglichen – Aufwertung des Gesamteindrucks geführt.

Fazit: Referenzeinspielung der aufgenommenen Werke! So muss Quartettspiel klingen! Für mich eine der wichtigsten CDs des Jahres 2019. Unbedingt empfehlenswert!

Thomas Baack [02.01.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Peter Tschaikowsky
1Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11 00:29:30
5Streichquartettsatz B-Dur für 2 Violinen, Viola und Violoncello 00:13:43
6Souvenir de Florence d-Moll op. 70 (Streichsextett) 00:34:34

Interpreten der Einspielung

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