Favourites
Telemann and his Subscribers
TYXart TXA18107
1 CD • 67min • 2017
11.09.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dies ist die nunmehr vierte Veröffentlichung der in England lebenden, deutschen Blockflötistin Tabea Debus auf dem Label TYXart. Die vorangegangene CD mit einer Aufnahme der zwölf Traverso-Fantasien Georg Philipp Telemanns mit zeitgenössischen, eigens für das CD-Projekt in Auftrag gegebenen Solostücken wurde von der internationalen Kritik mit höchstem Lob bedacht.
Auch bei ihrer jüngsten Produktion stand Georg Philipp Telemann gewissermaßen Pate: „Telemann und seine Abonnenten“ lautet der Untertitel des Programms, das neben zwei beliebten originalen Blockflötenwerken des Hamburger Meisters (der C-Dur-Sonate aus dem Getreuen Music-Meister und dem wirkungsvollen F-Dur-Konzert für Altblockflöte, Streicher und B.c.) eine Reihe von Pasticcios aus Werken von Telemann und seiner Zeitgenossen Händel, Bach und Blavet im Arrangement von Tabea Debus präsentiert. Debus folgt hier, wie ich meine, allzu konjunkturbewusst einem gegenwärtig recht häufig zu beobachtenden Trend, eigentlich nicht ursprünglich für die Blockflöte komponierte Stücke einzurichten. Man darf die Frage stellen, ob das barocke Original-Repertoire bereits erschöpft ist. Wenn man tunnelblickartig nur die „großen“ Namen ins Visier rückt, vielleicht. Der CD-Markt quillt geradezu über vor Einspielungen der originalen Blockflötenwerke Telemanns, Händels und Vivaldis. Auch an Aufnahmen der wenigen prominenten Originalwerke Johanns Sebastian Bachs (namentlich des 2. und 4. Brandenburgischen Konzerts und der Kantaten mit Blockflötenpartien) herrscht wahrlich kein Mangel. Betrachtet man jedoch die fast überbordende Fülle originaler barocker Blockflötenliteratur einmal im Gesamtblick, muss man konstatieren, dass hier – völlig zu Unrecht – großartiges Repertoire stiefmütterlich behandelt wird. Weshalb nicht einmal Lœillet, Schickhardt, Gaillard oder Sieber wagen? Dort gäbe es noch immer eine Menge an musikalischen Schätzen zu heben, die sowohl vom kompositorischen Niveau als auch in ihrem spieltechnischen Anspruch den oben genannten Starkomponisten kaum nachstehen. Und was soll „Favourites“ bedeuten? Sind es Lieblingsstücke von Tabea Debus oder die von Telemanns Zeitgenossen? Auch der Untertitel scheint mir etwas künstlich gewählt. Telemann vertrieb als gewiefter Geschäftsmann seine Musik europaweit, teils im Subskriptionsverfahren. Natürlich waren unter den vielen hundert Abonnenten auch seine Kollegen (und persönlichen Freunde) Händel, Bach und Blavet. Diese wären sicher wenig erfreut gewesen, sich nur in der Kategorie der „Subskribenten“ eingeordnet zu sehen. Dies mögen nun eher äußerliche Kritikpunkte sein. Leider vermag die CD letztlich vor allem dramaturgisch in der Zusammenstellung der Pasticcios nicht wirklich zu überzeugen: klar definierbare vokale Vorlagen (in den Telemann/Händel-Pasticcios) lassen die Telemann so eigene „Blockflötensprache“ vermissen, im Bach-Pasticcio gerät der Einsatz einer hohen Blockflöte versus sehr dunkel timbriertem Orchester eher zur Parodie und Blavet hat wesentlich Hochwertigeres hinterlassen als die zusammengestellten Tanzsätze. Von daher hat mich diese neue Produktion nicht überzeugt, wenn auch Tabea Debus und ihre Mitmusiker spielerisch auf höchstem Niveau agieren und auch die Aufnahmetechnik perfekt auf die Blockflöte abgestimmt ist.
Markus Zahnhausen † [11.09.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Sonate C-Dur TWV 41:C2 für Blockflöte und Basso continuo | 00:07:30 |
5 | Sonata (Nach TWV 22:8 & 21:27 und G.F. Händel HWV 17 & 99) | 00:13:51 |
Johann Sebastian Bach | ||
10 | Concerto (nach BWV 35 & 156) | 00:11:30 |
13 | Sonata (nach TWV 21:27 und G.F. Händel HWV 21) | 00:09:37 |
Michel Blavet | ||
17 | Suite (nach Le jaloux corrigé und G.Ph. Telemann TWV 21:27) | 00:11:27 |
Georg Philipp Telemann | ||
23 | Concerto F-Dur TWV 51:F1 | 00:12:39 |
Interpreten der Einspielung
- Tabea Debus (Blockflöte)
- Claudia Norz (Violine)
- Henry Tong (Violine)
- Jordan Bowron (Viola)
- Jonathan Rees (Violoncello)
- Tom Foster (Cembalo)