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Besprechung CD

Das Kroatische Kunstlied

Antes BM319302

1 CD • 47min • 2018

05.02.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Die neue Veröffentlichung der ANTES Edition füllt eine deutliche diskographische Lücke, denn von der kroatischen Musik wissen wir im deutschsprachigen Raum so gut wie gar nichts. Außer der Gräfin Dora Pejačević (1885-1923), deren Werke durch eine verdienstvolle Reihe bei cpo wieder ins Gedächtnis gerufen wurden, dürfte bei uns keiner der hier präsentierten Komponisten bekannt sein. Das Kunstlied war offenbar eine sehr zentrale Gattung in der kroatischen Musik des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Neben der heimischen Lyrik haben die Komponisten aber auch Dichtungen deutscher, italienischer, französischer und tschechischer Provenienz vertont. Die vorliegende Auswahl stellt mit 11 Titeln die deutschen Texte ins Zentrum, ein Gedicht stammt aus Frankreich, nur vier Lieder gehen auf kroatische Lyrik zurück. Diese Auswahl mag nicht repräsentativ sein, wurde aber unter dem Aspekt der internationalen Verbreitung der nationalen Musik getroffen.

Nach dem Eindruck dieser Auswahl hat sich das kroatische Kunstlied parallel zum deutschsprachigen, aber nicht in unmittelbarer Abhängigkeit von ihm entwickelt. Es gibt vor allem in den romantischen Gesängen von Vatroslav Lisinski (1819-1854), dem Schöpfer der Gattung, die sich mit ihm aus der Tradition des Salonlieds herauslöste, von Ferdo Wiesner Livadić (1799-1879) und Ivan Padovec (1800-1873) in der Themen- und Autorenwahl eine Nähe vor allem zu Robert Schumann, doch sind in Melodik und Rhythmus auch mediterrane und orientalische Einflüsse erkennbar. Der jung verstorbene Geigenvirtuose Franjo Krežma (1862-1881) begibt sich mit Vertonungen von Heine („Du bist wie eine Blume) und Lenau in unmittelbare Konkurrenz zum großen deutschen Vorbild. Bei Ivan Zajc, der selbst ein erfolgreicher Opernkomponist war und in italienischer Manier komponierte, zeigt auch das Liedschaffen Einflüsse des Belcanto. Die Gräfin Pejačević und Blagoje Bersa (1873-1934) sind Vertreter der damaligen kroatischen Avantgarde und von der Atmosphäre des fin-de-siècle geprägt.

Die beiden jungen Künstlerinnen Nataša Antoniazzo und Mia Elezović sind engagierte Anwältinnen ihrer nationalen Musikkultur und – vor allem die Pianistin – um stilistische Differenziertheit bemüht. Bei der durchaus reizvoll timbrierten Mezzosopranistin, die trotz des unüberhörbaren Akzents die deutschen Texte plastisch vermittelt, führt der durchweg etwas verhangene Ton dazu, dass selbst die eher heiteren Lieder einen elegischen Charakter bekommen, was im Verlaufe des Recitals zu einer gewissen Einförmigkeit des Vortrags führt.

Ekkehard Pluta [05.02.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ferdo Livadič (Wiesner)
1Kamena djeva 00:04:18
2Nähe des Geliebten 00:03:16
Ivan Padovec
3Geheimer Liebe Gram 00:04:13
Vratoslav Lisinski
4An die Tanne (aus Des Knaben Wunderhorn) 00:01:05
5An die Frühlingswinde 00:04:11
Franjo Krežma
6Du bist wie eine Blume 00:01:31
7Bitte 00:01:53
Ivan Zajc
8Vir 00:04:13
9Uzdah 00:02:50
Dora Pejačević
10Ein Schrei op. 30 Nr. 1 00:01:13
11Wie ein Rausch op. 30 Nr. 2 00:00:53
12Ich glaub', lieber Schatz op. 30 Nr. 3 00:01:13
13Traumglück op. 30 Nr. 4 00:02:55
Blagoje Bersa
14Meeresleuchten 00:02:42
15La fête des Morts 00:04:32
16Seh duš dan 00:05:23

Interpreten der Einspielung

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