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Besprechung CD

Anne-Sophie Mutter

Hommage à Penderecki

DG 483 5163

2 CD • 1h 29min • 1997, 2011, 2014, 2017

21.08.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Krzysztof Penderecki gehört auch heute, kurz vor seinem 85. Geburtstag – äußerer Anlass für diese "Hommage à Penderecki" betitelte Doppel-CD der Deutschen Grammophon – immer noch zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponisten. Dabei ist interessant, dass sich die frühen, zumindest klanglich avantgardistischen Kompositionen bis zur Mitte der 1970er Jahre genauso im Repertoire zu halten scheinen wie die späteren, mehr tonalen und vielfach an Traditionen der Spätromantik anknüpfenden Werke. Spätestens ab seiner 2. Symphonie (1980), die unverhohlen Stille Nacht zitiert, wurde dem Komponisten gar Verrat an der Avantgarde vorgeworfen. Diese Meinung muss man weder teilen noch sollte man die zweifellos mittlerweile stark eklektizistische Schreibweise Pendereckis zum Vorwand nehmen, die ungebrochene Ausdruckskraft seiner Musik generell als unzeitgemäß herabzuwürdigen.

Die knapp 90 Minuten dieser Hommage beinhalten alle vier Werke, die der Geigerin Anne-Sophie Mutter gewidmet sind, ja ihr quasi auf den Leib geschrieben wurden. Kein Wunder, dass sie sich hier auch als kongeniale Interpretin erweist. Beim zweiten Violinkonzert Metamorphosen (1992-95) gibt es zwar mit Chee-Yun (Naxos) mittlerweile eine starke Konkurrenzaufnahme (auch wegen Antoni Wits besserer Orchesterleitung), aber die Solopartie bleibt von Anne-Sophie Mutter gespielt doch überzeugender.

Drei der vier Werke hier sind Wiederveröffentlichungen, so dass ich nur die einzige Neueinspielung, die grandiose, fünfsätzige 2. Violinsonate von 1999 näher besprechen möchte. Unabhängig von stilistischen Unterschieden in Pendereckis Entwicklung bleibt ein besonderes Merkmal für ihn ganz charakteristisch: Eine Bevorzugung bestimmter Intervallfolgen bei der Melodiebildung, etwa kleine Sekund plus Tritonussprung aufwärts, danach mehrere kleine Sekunden abwärts, die fast schon stereotyp überall anzutreffen ist. Das bedeutet aber keineswegs, dass damit automatisch nur ein bestimmter Ausdruckswert verbunden ist. Die flexible Auslegung dieser melodischen Floskeln, die gerade wegen ihres hohen Wiedererkennungswerts auch schnell ermüden können, ist Voraussetzung für eine wirklich gelungene Interpretation. So schafft es Anne-Sophie Mutter, im zentralen langsamen Satz (Notturno) binnen Sekundenbruchteilen vom Lamentocharakter auszubrechen, wenn bei ihr ganz plötzlich tänzerische Elemente hervorblitzen, die man so kaum erwartet. Ich war noch nie ein echter Fan von Lambert Orkis‘ Klavierspiel; hier macht er seine Sache wirklich gut, ohne allerdings an das klangliche Geschick von Nina Tichman in der – ebenfalls hervorragenden – Aufnahme mit Ida Bieler heran zu kommen: Gerade im 3. Satz weiß Tichman Resonanzen im Zusammenklang mit der Violine wirkungsvoller auszunutzen. Anne-Sophie Mutter jedoch versteht die feinen Ausdrucksnuancen besser, ist bei Flageolets wie immer überlegen, die durchweg energischeren Tempi erweisen sich als genau richtig. Auch die Aufnahmetechnik ist nahezu perfekt, das Klanggeschehen nur ein wenig linkslastig. Die Sonate erinnert sowohl in ihrer teilweisen Entrücktheit als auch beim rhythmisch packenden Zugriff in den schnellen Teilen sehr an Schostakowitsch, aber die Spannweite der Empfindungen ist breiter, vielschichtiger. Die tief berührende Darbietung ist absolut hörenswert; bleibt die Frage, ob man sich dafür den gleichfalls ausgezeichnet gespielten Rest möglicherweise doppelt zulegen möchte.

Vergleichsaufnahmen: Metamorphosen – Chee-Yun, PNRSO (Katowice), Antoni Wit (Naxos 8.555265, 2000) - Violinsonate – Ida Bieler, Nina Tichman (Naxos 8.557253, 2003).

Martin Blaumeiser [21.08.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Krzysztof Penderecki
1La Follia, Sonate für Violine solo (2013) 00:11:57
11Duo concertante für Violine und Kontrabass 00:05:07
12Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier (2000) 00:32:44
CD/SACD 2
1Violinkonzert Nr. 2 (Metamorphosen) 00:38:03

Interpreten der Einspielung

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