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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Escher String Quartet

Dvořák • Tchaikovsky • Borodin

BIS 2280

1 CD/SACD stereo/surround • 81min • 2017

06.03.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Das vorliegende Programm – die „beliebtesten slawischen Quartette der Romantik“ – ist eigentlich eher typisch für die jahrzehntelangen Gepflogenheiten der alten Major Labels, doch nun ist allmählich die schwedische BIS auch auf diesem Parnass angekommen: Dvoráks ‚Amerikanisches’ (F-Dur op. 91), Tschaikowskys Erstes (D-Dur op. 11, mit dem berühmten Andante cantabile) und Borodins Zweites (D-Dur, mit dem berühmten Notturno) – da bewegt man sich im Einzugsbereich höchster Vergleiche. Doch die will ich gar nicht erst anstellen. Das New Yorker Escher Quartet löst technisch höchste Ansprüche ein und kann eigentlich – auf allen Positionen – alles präzise, blitzsauber, synchron, klangschön spielen. Es fehlt an anderem: die Temporelationen sind teils sehr chaotisch (extrem im ersten Satz des Dvorák-Quartetts, wo es eigentlich keine Tempo secondo gibt), im ersten Satz bei Tschaikowsky (wo das Poco più mosso in hektisches Vorwärtstreiben ausartet) und in vielen weiteren Situationen, vor allem auch an Satzschlüssen, wo um des puren Effekts willen gerne eine schweiß- und applaustreibende Stretta hingelegt wird. Sodann grundsätzlich bezüglich der angeschlagenen Tempi, die in den meisten Fällen zu geschwind und des öfteren viel zu zügig genommen werden, wodurch (wie im Dvorák-Kopfsatz, im Tschaikowsky-Scherzo, auch im Dvorák-Finale usw.) allzu vieles überstürzt, im Ausdruck nivelliert, technisch an der Grenze und damit oft auch nicht mehr gut ausgehört und wirklich differenziert durchartikuliert daherkommt. Auch werden viele Ritenuti viel zu weit getrieben, wo sie nur der Übergang vom einen ins andere Tempo dienen sollen, und tendenziell werden Accelerando wie auch Ritardando meist zu früh zu sehr gemacht. Was das harmonische Verständnis betrifft, bewegt man sich auf dem rudimentären Niveau, das heute üblich ist, also mit nur gelegentlich klarem Empfinden für kadenzierende Spannungsverläufe und wenig Sinn für die Gestaltung von Modulationen. Auch werden gerne ab und zu dynamisch kitschige Wirkungen (wie die Quasi-Echos in Tschaikowskys Andante cantabile, wo der Komponist dies offenkundig nicht wünschte) eingebaut. Überhaupt, was die Dynamik betrifft: wie oft ist da kein Unterschied zwischen Mezzoforte und Fortissimo, und wie oft ist das Piano schon viel zu kräftig! Rhythmisch ist eigentlich, außer einigen sehr groove-freien Übergängen, nichts auszusetzen, und überhaupt sind alle vier äußerst kultivierte Spieler, denen nur eins fehlt: ein richtiger Mentor, der sowohl den Respekt vor dem im Partiturbild sichtbaren Willen des Komponisten schärft als auch die Durchdringung der tieferen Schichten, die nicht im Schriftbild erkennbar sind, sondern sich bei gezielter Suche nach dem Zusammenhang offenbaren.

Das Klangbild ist exzellent, der Booklettext solide.

Christoph Schlüren [06.03.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Antonín Dvořák
1Streichquartett Nr. 12 F-Dur op. 96 00:25:27
Peter Tschaikowsky
5Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11 00:27:54
Alexander Borodin
9Streichquartett Nr. 2 D-Dur 00:26:51

Interpreten der Einspielung

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