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Besprechung CD

Saint-Saëns

Cello Concertos Nos 1 & 2

Naxos 8.573737

1 CD • 66min • 2016

12.10.2017

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Warum ich nur selten zu Interpretationsvergleichen greife, ist schnell gesagt: weil ich zunächst immer von einer individuellen, sprich „unteilbaren” Äußerung der jeweils tätig gewordenen Künstler(innen) ausgehe, denen darum zu tun ist, tatsächlich ihre eigenen Ansichten zu der Musik, mit der sie sich präsentieren, und somit etwas von sich selbst und ihrer Einstellung zum Schöpfer der ausgewählten Werke darzutun. Dass das eine idealistische Auffassung ist, weiß ich. Trotzdem weiche ich nur selten von meinem Grundsatz ab: Entweder geschieht es, dass sich zwei oder mehr Produktionen in ihren Belichtungsarten zu höheren Erkenntnissen verbinden – oder aber wir haben es mit einer Repertoirewiederholung auf ein und demselben Label zu tun, die mir nicht recht einleuchten wollen.

So auch jetzt, wo sich der junge und selbstverständlich schon „unter den weltbesten Cellisten seiner Generation etablierte” Gabriel Schwabe anschickt, in Maria Kliegels Fußstapfen zu treten und die Mitte der neunziger Jahre entstandene Saint-Saëns-Einspielung der früheren Naxos-Künstlerin mit der Bournemouth Sinfonietta unter Jean-François Monnard abzulösen. Einiges spricht für die neue Einspielung: Wir erhalten dieses Mal als Dreingabe die F-Dur-Romanze op. 36, werden auch zweifellos mit einem deutlich verbesserten Orchesterklang bedient und können einen Solisten hören, der in technischer Hinsicht ohne Frage fest im Sattel sitzt, weshalb denn auch die gut einstündige Produktion zweifellos „angenehm in die Ohren“ geht.

Unter musikalischen Gesichtspunkten werde ich indessen ebenso zweifellos der nunmehr beinahe „historischen” Aufnahme den Vorzug geben. Maria Kliegel muß seinerzeit, vor allem für die Darstellung der beiden mitreißenden Konzerte, ihr Kolophonium mit Eisenfeilspänen versetzt haben: Das faucht und beißt in den wilden Virtuositäten, singt leidenschaftliche Kantilenen, knirscht revoltierend durch die aggressiven Ph(r)asen, die dann das zierliche Menuett erst recht als plastisches Relief vom Rest des Geschehens abheben; und auch die nachgeordneten Kreationen, insbesondere die zwischen neobarocken Sequenzen und salonhafter Exotik pendelnde Suite op. 16, sind durch den eingeschränkten Gebrauch reinen Schönklangs von genau dem Leben erfüllt, das der wahre Saint-Saëns gern hinter polierten Fassaden versteckt hat.

Just dieser Politur hat das Team Schwabe-Soustrot eine (nach meinem Empfinden: zu) große Aufmerksamkeit gewidmet. Das ist alles wunderbar ausgelotet, die Wechselspiele der Orchestergruppen, die Verhältnisse zwischen Solo und Tutti und die Räumlichkeit verdienen gute Noten. Doch die zündenden Impulse und der Funkenflug, der nur entsteht, wenn man Camille Saint-Saëns bei den Hörnern oder am Vollbart packt – die vermisse ich. Der junge Mann am Violoncello sollte sich, wo’s die Musik anbietet, vielleicht ein bißchen „loslassen”, mal knurren und murren und derber über die Saiten schurren. Dann klappt’s auch mit dem französischen Nachbarn.

Rasmus van Rijn [12.10.2017]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Camille Saint-Saëns
1Konzert Nr. 1 a-Moll op. 33 für Violoncello und Orchester 00:18:46
2Romance F-Dur op. 36 für Violoncello und Orchester 00:03:05
3Suite d-Moll op. 16b für Violoncello und Orchester 00:19:01
8Allegro appassionato h-Moll op. 43 für Violoncello und Orchester 00:03:46
9Konzert Nr. 2 d-Moll op. 119 für Violoncello und Orchester 00:17:47
11Der Schwan (aus: Karneval der Tiere) 00:03:17

Interpreten der Einspielung

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