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Besprechung CD

Brahms

The 2 Sonatas for Piano and Cello

Solo Musica SM 269

1 CD • 54min • 2016

05.10.2017

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die schweizerische Cellistin Maja Weber und der schwedische Pianist Per Lundberg sind seit ihrer Jugend künstlerisch und menschlich miteinander verbunden und treten als Duo Leonore auf.  Lundberg war schon ein gefragter Kammermusikpartner von Maja Webers Eltern und die ersten gemeinsamen Projekte waren noch rein familiärer Natur. Da kann Vieles in Ruhe reifen – und so ist die neue Einspielung der beiden Sonaten für Klavier und Cello von Johannes Brahms das Resultat einer langen Entwicklung - was auf der CD des Duo auch hörbar ist!

Erklärtes Anliegen des Duo Leonore ist die Vertiefung in die Vita und den Schaffenskontext eines Komponisten. Denn das legt Zusammenhänge offen und erlaubt „zwischen den Zeilen“ einer Komposition zu lesen. Wichtig ist dem Duo die Chronologie: Beethovens Sonaten für Klavier und Violoncello waren ein logischer Vorläufer für das aktuelle Brahms-Projekt. Auf dieser CD stellen Maja Weber und Per Lundberg die frühe erste, mit der reifen zweiten Sonate von Johannes Brahms für Klavier und Violoncello in einen Kontext.

Die künstlerische Konsequenz, mit der die beiden hier vorgehen, wirkt erfrischen ungekünstelt. Beide reizen die klanglichen Potenziale ihrer Instrumente in bestem Sinne aus, denn dafür bieten Brahms Notentexte unerschöpfliches Material. So viele Motive, Entwicklungen und jähe Dynamikwechsel gilt es, zum großen Bogen, zum bewährten organischen Ganzen zu vereinen. Maja Weber und Per Lundberg verkörpern hier die viel beschworene Symbiose, hören aufeinander, brauchen dabei keine Absprachen, sondern fühlen tief.

Ruhelos bewegt ist die erste, in e-Moll gefasste Sonate, in der das Duo sämtlichen Sturm und Drang überzeugend vermittelt und Maja Webers Cellospiel die reich abgestuften emotionalen Farben zum Leuchten bringt. Dieser Ton, den die Schweizerin auf ihrem 300 Jahre alten Stradivari-Cello mit so viel beherztem Spiel erzeugt, transportiert Wärme und direkte Nähe - und wirkt dabei in positivem Sinne bodenständig. Die zweite Sonate, in F-Dur, hat einen spürbar spätromantischeren Gestus und zeugt auch von der Abgeklärtheit eines reiferen Lebensabschnittes. Brahms kompositorische Handschrift, seine emotionale Intelligenz, mit der er Gefühlsinhalte und psychologische Bögen in musikalische Formen kleidet, steht hier wie dort im Zentrum.

War die erste Sonate als versteckte Liebeserklärung an Clara Schumann gemeint? Besteht sie nur deshalb aus drei raschen Sätzen, weil ein langsamer Adagio-Satz zwar geplant, aber noch nicht realisiert war? Ist möglicherweise das Adagio der zweiten Sonate ursprünglich für die erste vorgesehen gewesen? Es kann, darf und soll ruhig spekuliert werden über solche biografischen Hintergründe. Im Booklet-Text der Einspielung wird gar ein „Selbsttest“ angeregt: Man höre doch einmal den zweiten Satz der ersten Sonate direkt nach dem Kopfsatz der zweiten Sonate und lasse diesen Eindruck wirken.

Maja Weber und Per Lundberg haben auch schon in ihren Konzerten mit solchen Wagnissen spekuliert, mag sie auch der Purist als Sakrileg betrachten, während der aufgeschlossene Geist hier zu eigenen spannenden Forschungsdiskursen angeregt wird, die das bewusste Erleben der Musik reicher machen.

Stefan Pieper [05.10.2017]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Sonate Nr. 1 e-Moll op. 38 für Violoncello und Klavier 00:26:00
4Sonate Nr. 2 F-Dur op. 99 für Violoncello und Klavier 00:27:42

Interpreten der Einspielung

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