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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Mendelssohn

Escher String Quartet

BIS 2160

1 CD/SACD stereo/surround • 71min • 2015

20.10.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mit der Farbberatung hapert’s nach wie vor bei den vier Eschers. Vom Hintergrund über den biederen Zwirn bis zu den gut geputzten Halbschuhen ist alles in ein nuanciertes Braun getaucht, an dem Frau Dr. Tietze (wir erinnern uns) zweifellos ebensoviel hätte aussetzen können wie an dem frischen Steingrau ihres Ödipussi Winkelmann. Und dabei leitet das Quartett, wie uns die Biographie wissen läßt, „seinen Namen von dem niederländischen Künstler und Grafiker M.C. Escher ab, dessen Technik der Wechselwirkung einzelner Komponenten auf dem Weg zu einem gemeinsamen Ganzen das Ensemble inspiriert hat”.

Hier bestände also noch ein gewisser Handlungsbedarf, wohingegen ich in rein inhaltlicher Hinsicht das Urteil, das ich seinerzeit zur ersten der nunmehr drei Mendelssohn-Veröffentlichungen gefällt habe, durchaus zu modifizieren Anlaß habe. Zwar scheinen mir die vier Musiker auch im Es-Dur-Quartett op. 44 Nr. 3 nicht so recht aus der Reserve kommen zu wollen: Der Kopfsatz mit seinem nach Franz Schuberts blühenden, wehmütigen Auen schauenden Nebenthema und den kleinen, an Beethoven orientierten Steigerungen hätte weniger distanziert und im Umgang mit dem beherrschenden Vier-Sechzehntel-Motiv auch präziser, schärfer, impulsiver gestaltet werden dürfen; die in der Durchführung herumschwirrenden, bei ihren ätherischen Tänzen immer wieder gestörten Luftgeister könnten sich – wie die ausgiebigeren Elfenszenen des Scherzos – mit leichteren Flügelschlägen rühren. Doch im Adagio und im Finale spüren wir das Bedeutende des Werkes, den Atem und die Innigkeit des großes Geistes, und gleich ist das Interesse wieder so hellwach, dass mir das anschließende e-Moll-Capriccio (aus dem posthumen Opus 81) mit all seinem knisternden, prickelnden Raffinement als das feinstes Juwel des bisherigen Programmverlaufs entgegentritt – umso mehr, als die vier Musiker hier auch die gebotene Innerlichkeit an den Tag legen, die ich drei, vier Sätze zuvor noch vermißt hatte.

Vielleicht war diese emotionale Askese aber auch Berechnung. Vielleicht wollten die Vier nicht ihr ganzes Quartettpulver verschießen, bevor das Opus 80 an der Reihe ist – dieses Psychogramm eines Verzweifelten, Gehetzten, der noch einmal seine ganzen Kräfte zusammennimmt, um sich vom Gemüt zu schreiben, was auf ihn hernieder gestürzt ist: Auf einmal ist das Ensemble so gut in Form, dass ich nicht allein die Schrecken und die Wehmut, sondern sogar die (zwischen den Zeilen merklichen) Schuldgefühle des Komponisten zu empfinden glaube, eine angesichts der Endgültigkeit des Geschehenen sinnlose Reue.

Rasmus van Rijn [20.10.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Felix Mendelssohn Bartholdy
1Streichquartett Nr. 5 Es-Dur op. 44 Nr. 3 00:34:50
5Capriccio e-Moll op. 81 Nr. 3 für Streichquartett 00:05:37
6Fuge Es-Dur op. 81 Nr. 4 für Streichquartett 00:05:00
7Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 00:25:02

Interpreten der Einspielung

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