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Besprechung CD

Peter Tchaikovsky

Snegurocka • The Snow Maiden

Sony Classical 88875176562

1 CD • 76min • 2014

21.12.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

„Snegurotchka“ oder – zu deutsch – „Schneeflöckchen“ ist ein Loblied auf die Harmnonie der Natur“ betont der aus Estland stammende, heute in den USA lebende Kristjan Järvi, der mit seinen vielbeachteten und gerne unkonventionellen Projekten eindrückliche Plädoyers für kulturellen Reichtum der Ostseeregion huldigt. Einer der geschichtsträchtigsten Fixpunkte in dieser Region ist Sankt Petersburg – mit dem russischen Komponisten Peter Iljitsch Tschaikowsky als herausragende Lichtgestalt. Zu dessen weniger bekannten Meisterwerken gehört die Bühnenmusik zum märchenhaften Schauspiel über ein Mädchen namens Schneeflöckchen. Diese selten aufgeführte Komposition ist jetzt durch Järvi und das MDR-Sinfonieorchester gewissermaßen aus der Versenkung geholt worden.

Das Werk ist ein großer Zyklus aus insgesamt 19 Abschnitten. Chöre, Orchester und Solisten kreieren ein großes Breitwandpanorama, was für die zugrunde liegende Geschichte bestens passt: Es geht um die Liebe, aber auch um die metaphysische Kraft der Elemente. Naturerscheinungen finden ihre Personifizierung in märchenhaften Gestalten: Über die Lebensbedingungen der Menschen herrscht das strenge Väterchen Frost, aber auch die Frühlingsfee und der Sonnengott. Und vor allem das Mädchen Schneeflöckchen, das später in den Sonnenstrahlen dahinschmelzen muss!

Diese farbenprächtige und zugleich an sehr elementaren Lebensaspekten rührende Vorlage muss Tschaikowsky in einen regelrechten Schaffensrausch katapultiert haben. In wenigen Wochen entstand die kolossale Partitur. Und die eröffnet neue Perspektiven auf den kompositorischen Reichtum dieses Komponisten. Die Musik schwelgt romantisch und blüht in sinfonischer Pracht auf. Melodik und vor allem auch die exzessiven tänzerischen Rhythmen lassen starke Prägungen durch Volksmusiken aus den Weiten des Ostens erkennen. Tänzerisch treibt es voran und liedhaft-freudvoll schwelgen die Themen. Das alles evoziert weniger die „ewige“ Dunkelheit des hohen Nordens im Winter – sondern um so mehr die wenigen hellen, umso kostbarer erlebten Stunden.

Wer Kristjan Järvis Ansatz kennt, zu dem Temperament, Lebensfreude und eine gewisse musikalische Naturmagie zum musikalischen Lebenselixier gehören, versteht, dass der vielbeschäftige Orchesterleiter hier einfach zugreifen musste. Hörbar lässt er in dieser Sony-Aufnahmen den Funken seiner Begeisterung auf den Klangkörper des MDR-Sinfonieorchester überspringen.

Mit zupackenden, physisch spürbaren Akzenten, treibt Järvis Dirigat den freudvollen Gestus voran. Schwelgerisch blühen die Chöre auf. Intensiv, lupenrein und von sonorer Wärme durchdrungen singt Vsevolod Grivnov seine Tenorpassagen. Annely Peebo ist eine ausdrucksstarke Mezzosopranistin, die nur manchmal zu viel opernlastig eingefärbte Intensität verströmt.

Die bunte Abfolge aus Monologen, Karnevalsprozessionen, Melodramen, Jungfrauengesängen und Zarenmärschen macht die Dramaturgie sehr abwechslungsreich. Järvis Interpretation schafft es hier, einen stringent durchgehenden Bogen zu spannen. Und dennoch hat man schnell einige persönliche Highlights verortet, so dass auch der Druck auf die Repeat-Taste nahe liegt: Definitiv eines davon ist das neunte Stück, welches vom Aufmarsch der blinden Barden handelt. Hypnotisch geht die Melodie voran, bevor Vsevolod Grivnov seine sonore Stimme erhebt. Wenn sich dann ganz hauchzart gewebte Violinen-Arpeggien unter den Gesang legen, wird einmal mehr das Höchstmaß an Hingabe erfahrbar, mit der Kristjan Järvi die Mittel zu dosieren weiß, so dass höchste Spielkultur frei wird.

Stefan Pieper [21.12.2015]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Peter Tschaikowsky
1Schneeflöckchen op. 12 01:16:27

Interpreten der Einspielung

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