8 Seasons
Vivaldi / Piazzolla
Ars Produktion ARS 38 170
1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2014
18.06.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
"All inclusive" heißt das Zauberwort: man muss sich um nichts mehr kümmern, die Rundum-Vollversorgung ist garantiert, es fehlt an nichts. Es scheint fast so, als hätte das hippe Urlaubsmotto der Generation Y(uppie) bei dieser Produktion Pate gestanden: geboten werden zwei Mal vier Jahreszeiten nebst literarischer Grundierung: ein Komplettpaket, und ein beziehungsreiches noch dazu.
Denn Astor Piazzolla bezieht sich in seiner Version der Vier Jahreszeiten ganz ausdrücklich auf seinen berühmten Vorgänger, inhaltlich ebenso wie auch sehr konkret mit musikalischen Zitaten. Insofern macht diese Zusammenstellung Sinn, völliges Neuland ist sie allerdings auch nicht, wie etwa Gidon Kremers immer noch aktuelle Einspielung dieser Kombination beweist.
Grundsätzlich ist es eine lobenswerte Idee, beide Zyklen mit literarischen Texten zu bereichern. Im Falle Vivaldis mit den auch im Original zu findenden Sonetten, im Falle Piazzollas mit Texten argentinischer Schriftsteller, die ein wenig von der Atmosphäre vermitteln sollen, aus der heraus diese Stücke entstanden sind. Ein echtes Ärgernis ist es jedoch, dass man im Booklet keine Übersetzungen zu den gelesenen Texte finden kann, sondern nur sehr grobe Inhaltsangaben. Das vermag das Hörvergnügen und letztendlich auch den Gesamteindruck für Hörer, die weder des Italienischen noch des Spanischen mächtig sind, erheblich zu trüben.
Musikalisch indes bleibt der Genuss zumeist ungetrübt. Das Kurpfälzische Kammerorchester erweist sich als überaus gewandter Allrounder, bei Vivaldis ebenso wie bei Piazzolla. Man phrasiert überlegt, spielt mit Schwung und Charme und arbeitet vor allem die genretypischen Imitationen diverser Naturphänomene und Vögel lautmalerisch heraus. Zuweilen erscheint die Interpretation des unter der Leitung von Johannes Schlaefli spielenden Klangkörpers zwar ein wenig konventionell, es hat aber auch etwas Wohltuendes, wenn nicht jeder Ton und Akzent auf einen möglichst originellen Affekt hin gebürstet erscheint. Das passiert hier wirklich nur im Ausnahmefall, eben dann, wenn es musikalisch-dramaturgisch Sinn macht.
Solist der Aufnahme ist der 23-jährige Yuri Revich, ein augenscheinlich aufstrebender Stern am Solistenhimmel. Er macht seine Sache ausgesprochen gut, aber Bilderstürmerei à la Nigel Kennedy darf man von ihm nicht erwarten. Im Grunde genommen passen Solist und Orchester hier bestens zusammen: beide musizieren äußerst qualitätsbewusst und in jeder Hinsicht solide, größere Überraschungen bleiben aber aus.
Guido Krawinkel [18.06.2015]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonio Vivaldi | ||
1 | Konzert E-Dur op. 8 Nr. 1 RV 269 (Der Frühling - aus: Die vier Jahreszeiten) | 00:10:51 |
Astor Piazzolla | ||
6 | Verano Porteño | 00:06:31 |
Antonio Vivaldi | ||
7 | Konzert g-Moll op. 8 Nr. 2 RV 315 (Der Sommer - aus: Die vier Jahreszeiten) | 00:11:30 |
Astor Piazzolla | ||
12 | Otoño Porteño | 00:07:25 |
Antonio Vivaldi | ||
13 | Konzert F-Dur op. 8 Nr. 3 RV 293 (Der Herbst - aus: Die vier Jahreszeiten) | 00:11:36 |
19 | Konzert f-Moll op. 8 Nr. 4 RV 297 (Der Winter - aus: Die vier Jahreszeiten) | 00:09:55 |
Astor Piazzolla | ||
24 | Primavera Porteña | 00:06:13 |
Interpreten der Einspielung
- Yury Revich (Violine)
- Kurpfälzisches Kammerorchester (Orchester)
- Johannes Schlaefli (Dirigent)