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Besprechung CD/SACD stereo/surround

BIS 2048

1 CD/SACD stereo/surround • 72min • 2013, 2014

20.02.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Nach der Aufnahme der Sinfonien Nr. 4 und 5, die in ihrer unerhörten Transparenz als neue Referenz gelten darf, präsentieren Sakari Oramo und das Königliche Philharmonische Orchester Stockholm als zweiten Teil ihres Nielsen-Zyklus die Sinfonien Nr. 1 und 3. Auch hier wieder erfreut uns Oramo mit jener phänomenalen Durchsichtigkeit und federnden rhythmischen Leichtigkeit, die schon vor Jahren seine exzellenten Einspielungen von John Foulds oder Uuno Klami kennzeichnete. Nielsens Instrumentation ist in vielen Fortissimo-Passagen in den schnellen Sätzen alles andere als vorbildlich, und normalerweise hört man da nicht viel mehr als ein rhythmisch durchpulstes Lärmen von Blech und Pauken. Hier aber kommen immer die tragenden Stimmen durch, sogar ist es möglich, dass eine melodische Kontur mit betonteren und weniger betonten Momenten entsteht, ohne dass das extravertierte Fortissimo geopfert würde. Wem also an einem klar zu vernehmenden Tonsatz gelegen ist (was ich für das zentrale, das erste und letzte Kriterium halte), der wird von Oramo und seinem Stockholmer Orchester überragend bedient. Auch ist der Charakter der meisten Sätze vorzüglich getroffen, in der Sinfonia espansiva op. 27 (der 1910-11 entstandenen 3.) durchweg, in der 1891-92 komponierten 1. Sinfonie in den beiden letzten Sätzen mehr – hier ist mir der Kopfsatz zu gehetzt, das „orgoglioso2 (stolz, trotzig) kann sich nicht wirklich entfalten, so minutiös erfasst auch das meiste im Folgenden sein mag (es ist ja nicht mit geringerer Meisterschaft gespielt), und im nachfolgenden Andante sind entscheidende harmonische Wendungen zu neutral im Ausdruck gehalten, um mit der Kraft wirken zu können, die in ihnen steckt. Diese 1. Sinfonie ist ein gigantischer Wurf, der nicht zuletzt von Robert Simpson in seinem epochalen Potenzial erkannt wurde, und sie hat ihre Ecken und Kanten, die es auch den einfühlsamsten und makellosesten Dirigenten schwer macht, alles in bezwingender Folgerichtigkeit erscheinen zu lassen. Was mir auch noch auffiel, sind gelegentlich zu stark gedehnte Gliederungs-Ritenuti. Und es besteht einige Male die Gefahr, dass Pianissimo-Flächen so auf die niedrige Dynamik konzentriert ausgeführt werden, dass ein statischer Eindruck entsteht. Gleichwohl sind das Einwände auf hohem Niveau, und es ist nicht nur wirklich schwierig, sondern auch fraglich, ob es überhaupt eine Aufnahme gibt, auf der hier von umfassendem Gelingen gesprochen werden kann.

Oramos Sinfonia espansiva ist meines Erachtens die kultivierteste, schönste Aufnahme des Werks in den letzten 40 Jahren. Er trifft den entspannt schwungvollen „Volkston“ des Finales, der Kopfsatz ist ein Fest an Schwung, Tutti-Sanglichkeit und Präzision, das Scherzo eine souverän ausgekostete, atmosphärisch fesselnde Delikatesse, und herrlich ist das Vocalise-Ende des Andante pastorale geraten, mit der leuchtenden Sopranstimme von Anu Komsi und dem Bariton Karl-Magnus Fredriksson. Das Klangbild der Aufnahme ist grandios in jeder Hinsicht, der Booklet-Text von Nielsen-Kenner David Fanning makellos informierend. Unbedingte Empfehlung!

Christoph Schlüren [20.02.2015]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Carl Nielsen
1Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 7 FS 16 00:35:50
5Sinfonie Nr. 3 op. 27 FS 60 (Sinfonia espansiva) 00:37:48

Interpreten der Einspielung

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