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Besprechung CD

Béla Bartók

The Works for Violin and Piano

SWRmusic SWR19003CD

2 CD • 2h 26min • 2013

24.02.2016

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Mit dieser umfassenden Edition von Béla Bartóks Werken für Violine und Klavier kann man viel Zeit verbringen. Vor allem aber lohnt es sich, die Interpretationen mehrfach zu hören. Das liegt an der Schönheit von Tanja Becker-Benders Violinton, dem vollkommen ebenbürtigen Spiel Péter Nagys und vor allem der Art und Weise, wie die beiden als Partner interagieren. In der Zweiten Sonate etwa faszinieren die emotionale Phantastik, die musikalische Vorstellungskraft, mit der diese lauschenden, verunsicherten, bisweilen hysterischen Traumgesichte realisiert werden, und nicht zuletzt, wie übrigens in allen diesen äußerst konzentrierten Deutungen, die beiden Musiker aufeinander eingehen, sich offenkundig gegenseitig zuhören und die Entwicklungen gemeinsam vorantreiben.

Deutlich wird auch, dass die beiden Partner den einzelnen Werkgenres aus unterschiedlichen Haltungen heraus begegnen. In den beiden Rhapsodien herrscht heitere Gelassenheit vor, beide lassen einen geradezu genießerischen, pastosen Ton hören, der auch etwa im finalen Presto-Kehraus („Friss“) der Zweiten Rhapsodie nichts von seiner Ausgeglichenheit und Feingliedrigkeit verliert. Die beiden großen Violinsonaten aus den 1920er Jahren hingegen entwerfen Paletten von Ausdrücken, Farben und Situationen von geradezu epischer Weite. In der Ersten Sonate realisieren Becker-Bender, Professorin in Hamburg, und Nagy, Professor in Stuttgart und Budapest, ein Höchstmaß an spielerischer Freiheit, ohne beim Umsetzen der bei Bartók stets so minutiösen Vorgaben je ungenau zu werden. Wunderbar, wie zärtlich die Akkordmixturen im langsamen Satz summen, wie reizvolle, sehr sprachmächtige Verschleifungen erscheinen, stets gespeist von untergründiger Leidenschaft, und nicht zuletzt, mit welcher überirdischen Konzentration die Schlußphase des Adagios ausgestaltet wird. Der quasi improvisatorische Gestus dieses Werkes teilt sich voll mit, allerdings kontrastiert durch die Konstruktivität der Großform, welche den Partnern in großen Bögen gelingt.

Das Hauptrepertoire, die beiden Phantasien und Sonaten, wird ergänzt durch die frühe, noch ganz klassisch-romantisch gehaltene Sonate e-Moll, weitere kleinere Stücke, sowie zwei Solosonaten. Im Vergleich zu der auch klangtechnisch sehr transparent eingefangen Sonate für Violine solo wirkt die Abbildung des Klaviers manchmal, besonders in der Tiefe, leicht dumpf, dafür aber auch klangsinnlich, keinesfalls zu stark auf das rhythmische Moment reduziert. Gerade diese beiden solistischen Ergänzungen demonstrieren die Unterschiedlichkeit der musikalischen Persönlichkeiten, die dann in den Duos so harmonisch spannungsreich zusammenwirken.

Prof. Michael B. Weiß [24.02.2016]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Béla Bartók
1Rhapsodie Nr. 1 Sz 86 für Violine und Klavier 00:09:34
3Sonate Nr. 1 op. 21 Sz 75 für Violine und Klavier 00:32:43
6Rhapsodie Nr. 2 Sz 89 für Violine und Klavier 00:10:00
8Sonate Nr. 2 Sz 76 für Violine und Klavier 00:19:33
CD/SACD 2
1Sonate e-Moll BB 28 für Violine und Klavier 00:28:11
4Sonate Sz 117 für Violine solo 00:24:58
8Klaviersonate Sz 80 00:12:37
11Sechs Rumänische Volkstänze Sz 56 für Klavier 00:05:23
17Andante A-Dur für Violine und Klavier (1902) 00:03:11

Interpreten der Einspielung

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