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Besprechung CD

Dora Pejačević Violin Sonatas

cpo 777 420-2

1 CD • 54min • 2008

16.07.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Drei Jahre sind vergangen, seit ich versuchte, meinem Staunen über die enorm begabte, kompositorisch kraftvolle Kroatin mit den Worten Ausdruck zu verleihen: "Noch keine 38 Jahre alt war die kroatisch-ungarische Comtesse, als sie – inzwischen Ehefrau eines österreichischen Offiziers namens Ottomar von Lumbe – nach der Geburt ihres ersten Kindes in München an einem Nierenversagen starb. Losgelöst von der privat-familiären Tragik eines solch frühen Todes wären der aus vornehmem Hause stammenden Schönheit ein paar weitere Schaffensjahrzehnte zu wünschen gewesen, jedenfalls nach dem Eindruck zu urteilen, den sie [...] mit ihrer 1920 in Dresden uraufgeführten fis-Moll-Sinfonie und der 1919 entstandenen Fantasie für Klavier und Orchester hinterläßt.” (Klassik Heute Besprechung vom 02. Mai 2011). Da war wieder mal eine von denen, die – wie etwa die Französin Louise Farrenc oder später die polnische Hochleistungsturbine Grazyna Bacewicz – nicht erst fragten, ob sie dürften, sondern einfach taten, was sie konnten. Das merkte man den beiden großen Orchesterwerken sofort an, und das bestätigt sich weitestgehend auch in den hier versammelten Duokompositionen, von denen mich die ausladenderen Sonaten spontan zu näherer Betrachtung einladen, weil ich natürlich wissen möchte, ob die leicht stereotypen Durchführungsmomente, die der insgesamt prachtvollen Sinfonie etwas von der letzten Überzeugungskraft nahmen, in den konziseren kammermusikalischen Dimensionen ausgemerzt sind. Und tatsächlich ist die akademische Arbeit mit motivischen Partikeln merklich reduziert: Allenfalls der Kopfsatz der D-Dur-Sonate (1909) will sich im Mittelteil an ein oder zwei Bausteinen festfahren. Doch da die überbordende Fantasie und die beschwingte Melodik darüber hinwegbrausen wie das vielgeliebte, damals noch keine fünfzehn Jahre alte Frühlingsrauschen des Herrn Sinding; da dann wieder das überaus geistreiche, spritzige und pfiffige, im Nebensatz leicht von Rezniceks unverwüstlicher Donna Diana angehauchte Finale sich hier und da sogar in einen ganz dezenten Boogie-Woogie (!) verliert, wäre es geradezu ketzerisch, der Verfasserin dieser Musik ein paar Augenblicke vorzuhalten, die wir bei historischen Zelebritäten bereitwilligst überhören.

Die “slawische” Sonate op. 43 aus dem Jahre 1917 in der ungriffigen Tonart b-Moll ist noch einmal komprimierter, verdient sich ihr Attribut vor allem durch ihr exotisches Adagio, wirkt mitunter wie eine Gabe zum zwanzigsten Todesjahr von Johannes Brahms und überläßt den Hörer nach ihrem Allegro molto vivace-Finale der winzigen, nicht einmal dreiminütigen Meditation op. 51, mit der Andrej Bielow und der ewige Schatzgräber Oliver Triendl ein fürwahr ergreifendes Fazit anstimmen: Das klingt, als hätte sich das ganze Wesen der 34-jährigen Comtesse in diesen wenigen Takten konzentriert – und erinnert mich an die alte scholastische Spitzfindigkeit, wie viele Engel wohl auf einen Stecknadelkopf gingen? Dieser eine ganz gewiß.

Rasmus van Rijn [16.07.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Dora Pejačević
1Sonate D-Dur op. 26 00:21:53
4Canzonetta op. 8 00:03:04
5Menuet op. 18 00:03:09
6Romance op. 22 00:02:15
7Élégie op. 34 00:03:40
8Sonate b-Moll op. 43 (Slawische) 00:16:31
11Meditation op. 51 00:02:47

Interpreten der Einspielung

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