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Besprechung CD zum Thema
Telemann-Jahr 2017

Georg Philipp Telemann

Miriways

cpo 777 752-2

2 CD • 2h 27min • 2012

26.03.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

An Ausgrabungen barocker Opern war in den letzten Jahren kein Mangel, im Falle von Georg Philipp Telemanns Singspiel Miriways, das bei den Magdeburger Telemann-Festtagen 1992 erst einmal konzertant, vor zwei Jahren nun auch szenisch herauskam, darf man jedoch von einer echten Entdeckung sprechen. Telemann hatte dieses Stück für die Hamburger Oper am Gänsemarkt geschrieben, wo sie 1728 ihre erfolgreiche Uraufführung erlebte.

Die historischen Ereignisse, die dem Libretto von Johann Samuel Müller zugrunde liegen – die Eroberung Persiens durch den afghanischen Stammesfürsten Miriways –, waren damals noch brandaktuell. In der Oper bilden sie jedoch nur die Folie für eine spannende Familiengeschichte und die Darstellung des Gewissenskonflikts zwischen Pflicht und Liebe. Miriways bietet Sophi, dem Sohn des gestürzten Schahs, die persische Krone an, unter der Bedingung, dass er seine (zu diesem Zeitpunkt noch als verschollen geltende) Tochter heiratet. Sophi lehnt jedoch ab, da er Bemira liebt, deren Herkunft im Dunkeln liegt. Erst am Ende des Stücks wird offenbar, dass sie die Tochter Miriways ist und dem „lieto fine“ steht damit nichts mehr im Wege. Gespiegelt wird diese Haupthandlung durch die streckenweise komische Geschichte des Tartarenfürsten Murzah, der seine Liebe zu der persischen Witwe Nisibis aus Schüchternheit verbirgt, was sich sein Nebenbuhler Fürst Zemir zunutze macht, indem er alle seine Liebesbeweise und Wohltaten für sich reklamiert und damit Nisibis zu Dank verpflichtet, bis er schließlich als Hochstapler entlarvt werden kann.

Obwohl Georg Philipp Telemann seine dreiaktige Oper als „Singspiel“ bezeichnet hat, handelt es sich stilistisch eindeutig um eine Opera semiseria in italienischer Manier, auch wenn der Text deutsch und in den Rezitativen von der deutschen Sprachmelodie geprägt ist. Das Orchester besteht aus zwei Jagdhörnern, zwei Traversflöten, zwei Oben, zwei Oboen d’amore, Streichern und Basso continuo. Was Telemann dieser Formation an Klangeffekten abgewinnt, ist erstaunlich. Sie schafft nicht nur exotisches Kolorit, sondern charakterisiert auch Personen und Stimmungen und übernimmt alle deskriptiven Funktionen. Wenn Miriways auch im Wesentlichen aus einer Abfolge von Dacapo-Arien und Semplice-Rezitativen besteht – daneben gibt es nur ein Duett und drei kurze Chöre –, ist die Musik doch vielgestaltig und abwechslungsreich und in jedem Augenblick dramatisch pulsierend.

Das aus 21 Musikern bestehende L’Orfeo Barockorchester spielt unter Michi Gaiggs Leitung vom Start weg so fulminant auf, dass Telemanns bis dato unbekannte Oper als Meisterwerk kenntlich wird. Das funkelt und sprüht und vibriert über zweieinhalb Stunden hinweg und entlässt den Hörer nie aus der Spannung. Die Sänger erreichen nicht ganz dasselbe Niveau, machen aber durchweg einen guten Job. Alle zeigen stilistische Kompetenz und, bei vorzüglicher Textverständlichkeit, dramatischen Ausdruckswillen. Der Bariton Markus Volpert (Miriways) und die Sopranistin Ulrike Hofbauer (Sophi) bestreiten den Löwenanteil der Arien. Sehr vielversprechend lassen sich die junge Altistin Ida Aldrian als Miriways Gattin Samischa und die Sopranistin Gabriele Hierdeis als Nisiba vernehmen.

Ekkehard Pluta [26.03.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Philipp Telemann
1Miriways TWV 21:24 (Singspiel in drei Akten)

Interpreten der Einspielung

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