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Besprechung CD/SACD stereo

Viola & Piano

MDG 903 1796-6

1 CD/SACD stereo • 76min • 2012

23.08.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Zwei große dreisätzige Sonaten von Arthur Bliss und Arnold Bax sowie die kammermusikalische Fassung von Ralph Vaughan Williams' Suite für Viola und Klavier werden hier vorgestellt. Der profilierte Bratschenvirtuose Christian Euler und der erfahrene Pianist Paul Rivinius tragen die komplexen Großwerke technisch untadelig vor und auch ihre Darbietung der Suite ist von Ernsthaftigkeit und Achtsamkeit für die Details von Tempo und Dynamik geprägt. Bei Vaughan Williams geht die Sache am besten auf, da die Strukturen einfach, die Sätze recht knapp gebaut und in ihrem Charakter wenig vielfältig sind, und so kommt diese pastorale Musik in ihrem verhalten elegischen bis musikantisch kommunikativen Gestus weitgehend angemessen und sehr klangschön zum Ausdruck.

Bax' Sonate von 1921/22 verlangt in den langsamen Ecksätzen feinstes Eingehen auf die flexible kantable Linearität, in erlesensten Schattierungen von Dynamik und Klangfarben, die nach orchestraler Behandlung rufen, immer wieder ausgehend von (und verbleibend in) diskretestem und dabei stets lebendig artikuliertem Pianissimo und „Pianississimo". Auch der bewegte Mittelsatz mit seinen „dunklen Schocks" verlangt eine generell leichte Herangehensweise, um sich in seinen machtvollen Kontrasten entfalten zu können. Insgesamt ist hier, bei aller Solidität, der Ausdruck doch zu ebenmäßig, eine Mezzo-Dynamik bildet den Ausgangspunkt des Ganzen, die der Erschließung der wahren Geheimnisse dieser Musik, die so erklingen sollte, als entstünde sie einer Improvisation gleich aus dem Moment, im Wege steht. Auch wünschte ich vom Klavier, bei aller vorbildlichen Umsetzung der Vorschriften, eine viel weiter gefächerte orchestrale Farbgebung, das Entstehen eines wahrhaft imaginären Orchesters beschwörend. Diese Musik ist ungeheuer zerbrechlich, und wenn diese Einmaligkeit eines jeden Moments ihres fantastischen Schweifens nicht realisiert wird, gerät leicht vieles doch etwas eintönig, langatmig, weitschweifig.

In der sehr anspruchsvollen, ideenreichen und dramatisch dichten Sonate von Bliss, entstanden 1933 und wie die zwei anderen Kompositionen für den großen Virtuosen Lionel Tertis geschrieben, ist es noch schwieriger, das durchgehende Interesse von Hörern zu fesseln, die mit dem Stoff nicht ohnehin vertraut sind. Man kann schwer verstehen, wie die Säätze auf die weite Strecke funktionieren sollen, wie der große Aufbau sich organisch ergeben soll. Wie wichtig wäre es hier, immer wieder zurückzufinden in der dynamischen Amplitude, um der naheliegenden klanglichen Gleichförmigkeit, die bei der Besetzung Viola/Klavier auch hervorragenden Musikern immer wieder droht, nicht zu erliegen. Zudem ist zu wünschen, dass der Pianist im Forte nicht so sehr forciert und den Bratschisten damit zu einer Intensität nötigt, die die Freiheit der Gestaltung erheblich einschränkt, woran vielleicht auch das etwas diffuse Klangbild nicht ganz unschuldig ist. All diese Einwände sollen freilich nicht in Abrede stellen, dass hier zwei Musiker ihr ausgezeichnetes instrumentales Können in solidester Weise in den Dienst dieser unbekannten Meisterwerke stellen.

Christoph Schlüren [23.08.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Arthur Bliss
1Sonate für Viola und Klavier 00:25:38
Arnold Bax
4Sonate für Viola und Klavier 00:26:14
Ralph Vaughan Williams
7Suite für Viola und Klavier 00:23:34

Interpreten der Einspielung

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