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Besprechung CD

Mexican Piano Concertos

TYXart TXA13024

1 CD • 59min • 2013

05.07.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Wie das künstlerische Mexiko aussieht, wissen wir: In amerikanischen Filmen sind die Bilder oftmals in ein beiges, körniges Licht getaucht, wenn gezeigt werden soll, dass eine Szene in Mexiko und nicht in den Vereinigten Staaten spielt. Wie aber klingt Mexiko, unabhängig von den trompetenden Klischees? Die Frage nach einem mexikanischen Nationalstil stellt sich beim Anhören dieser ebenso interessanten wie wichtigen Produktion mit mexikanischen Klavierkonzerten ganz automatisch; und auch für den Komponisten José Rolón (1876 – 1945), einem Meister seines Fachs, dürfte die Suche nach einem erkennbaren und dennoch nicht klischeehaften Nationalstil – im Einklang mit seiner Zeit – eine Rolle gespielt haben.

Zwei gewichtige Klavierkonzerte mexikanischer Provenienz stellt die in Deutschland lebende mexikanische Pianistin Claudia Corona in sorgfältigen Aufnahmen mit den Nürnberger Symphonikern unter Gregor Bühl vor; der Repertoirewert ist immens, da sowohl von Rolón als auch von Samuel Zyman (geboren 1956) im Katalog derzeit nur einzelne Werkbeispiele vertreten sind; die Klavierkonzerte sind Erstaufnahmen, zumindest in den hier präsentierten Fassungen: Zymans Stück, das um 2005 entstand – leider ist eine genaue Entstehungszeit weder im ansonsten informativen Beiheft genannt, noch ist sie im Netz auffindbar – wurde in einer kleineren Besetzung schon einmal für ein eher unbekannteres Label eingespielt. Hält man Rolóns Werk von 1935/36 gegen dasjenige Zymans, tritt als vergleichbarer Zug hervor, dass beide Werke echtes Metier verraten, handwerkliche Sicherheit; beide sind stolz und nach außen drängend im Gestus und präferieren Parameter des Rhythmus, des Ostinatos, überhaupt der Motorik.

Ansonsten jedoch unterscheidet beide Werke mehr, als sie eint: Während Rolón etwa im Kontext der Avantgarde der 1930er Jahre durchaus kühn komponiert, vertritt Zyman eine klar traditionelle Position; mit den westlichen Experimenten seit den 1950er Jahren hat er nicht viel im Sinn. Sein Komponieren ist rhythmisch und metrisch gegenständlich und läßt Tonalität, freilich in einer sehr eigenständigen Behandlung, zu. Zymans nur wenige Jahre altes Klavierkonzert ist unabhängig von seinem Klassizismus auch künstlerisch eindrucksvoll, weil es ihm gelingt, über die konventionell angeordneten Sätze hinweg eine sehr konzentrierte, in sich differenzierte, doch in ihrem zupackenden, kraftvollen Gestus nie nachlassende Intensität hervorzurufen. So bleibt die Solo-Kadenz des ersten Satzes sehr dicht am Material und führt besonders die dumpf-perkussiven, an kultische Trommeln erinnernde Momente durch, die dann wiederum sehr gekonnt in Reprise und Coda zurückleiten.

Zudem sind sowohl der Klavierpart als auch die Instrumentation sehr dankbar, Claudia Corona kann sich als kraftvolle Pianistin etablieren, die Nürnberger Symphoniker unter Gregor Bühls straffem Dirigat erfreuen mit sehr präzisen Holzbläsern und Schlagzeugern und nicht zuletzt einem im Presto-Finale besonders geforderten Solo-Hornisten. Einzig der Schluß des Konzertes ist zu lakonisch und damit zu wenig effektvoll geraten, ansonsten wird Zyman seinem Ruf, einer der bedeutendsten mexikanischen Komponisten derzeit zu sein, gerecht.

Während Zyman sehr ökonomisch mit seinem Material arbeitet, agiert der ältere Rolón in seinem Konzert op. 42 eher als ein Paradiesvogel, dem begeisternd viel einfällt, der einen eigenen, raffinierten und skurrilen Humor ausprägt und dessen Komponieren eine durchaus mit Roussel vergleichbare Flexibilität hat. Viel zu hören gibt es in beiden Stücken, so dass die Frage, was daran wohl typisch mexikanisch ist, sich als irrelevant erweist – diese Werke stehen für sich selbst und diese Produktion ist als echte Entdeckung wärmstens zu empfehlen.

Prof. Michael B. Weiß [05.07.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Samuel Zyman
1Concierto para Piano y Orquesta 00:24:36
José Rolón
4El Festin de los Enanos op. 30 (Sinfonisches Scherzo) 00:07:57
5Concierto para Piano y Grand Orquesta op. 42 00:25:57

Interpreten der Einspielung

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