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Besprechung CD

Wilhelm Peterson-Berger Violin Sonatas

cpo 999 703-2

1 CD • 52min • 2002

06.06.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Er soll ein gefürchteter Kritiker gewesen sein, dieser Wilhelm Peterson-Berger, den man noch heute in seiner Heimat gern respektvoll mit seinem Kürzel „P-B" tituliert. Worauf sich diese Bangigkeit gründete, vermag ich nicht zu sagen, da mir bislang noch keine einzige Rezension aus der scharfen Feder des Mannes vorgelegen hat, der sich auf der traumhaften mittelschwedischen Insel Frösö inmitten des „Großen Sees" (Storsjö) eine nicht minder traumhafte Villa bauen ließ, die ihm zunächst als „Sommersitz", im Alter als dauernde Bleibe und insgesamt als Arbeitsstätte diente, von der aus er seine musikalischen Eigengewächse sowie seine Ansichten über die Tonkunst der Kollegen verbreitete. Wie groß die Diskrepanz zwischen dem Kritiker und dem Komponisten war, vermag ich also nicht abzusehen. Ebensowenig will ich mich an der nächstliegenden Spekulation beteiligen, ob womöglich die Einsicht in die eigenen Begrenztheiten auch hier wieder ein Ventil fanden: Das zu entdecken, bedürfte es einer weitaus umfänglicheren Darstellung des Charakters, und die wäre nur durch eine erheblich größere Faktenfülle zu leisten.

Unter rein musikalischem Blickwinkel sind Peterson-Bergers Konturen bis heute unscharf. Daran haben auch die fünf Sinfonien, das Violinkonzert und die kleineren Orchesterpiecen, die cpo während der letzten Jahre veröffentlichte, nichts ändern können: Man spürt den hohen, „hehren" Anspruch, ahnt etwas vom waltenden Willen – und stellt bei der Begegnung mit der kammermusikalischen Facette des Schaffenden überrascht fest, dass sich hinter der massiven Fassade wohl ein filigranes Wesen verbirgt, das sich mit den subtilen Mitteln einer Geige und eines Klaviers um einiges nachdrücklicher und einprägsamer artikuliert. Zwar wird die e-Moll-Sonate op. 1 nicht unbedingt als Maßstab dienen, doch die lockeren, geradezu nonchalanten Miniaturen, die in der Suite op. 15 aneinandergereiht sind, brechen jedem eventuellen Einwand mit ihrer spielerischen, unverkrampften Einfachheit die Spitze ab. Wer vor P-B nicht spätestens im zweiten Satz, einem als Serenata titulierten Allegretto, die Waffen streckt und im Finale, einem Fackeltanz, nicht nach dem passenden Schuhwerk sucht – nun, dem bleiben immer noch die nachfolgenden Einzelstücke, eine Canzone und eine Weise im Volkston, um ein Gespür für den privaten Tonfall eines Künstlers zu entwickeln, der am Ende vielleicht nicht einmal so furchterregend, sondern ein ganz schlichter Idylliker war. Dass Ulf Wallin und sein Klavierpartner Love Derwinger die lyrischeren Aspekte der Sonate, vor allem aber die unterhaltsam-eingängigen Klänge der Suite und der beiden „Zugaben" mit merklichem Vergnügen eingespielt haben, gibt dem Anfangsverdacht zusätzliche Nahrung.

Rasmus van Rijn [06.06.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wilhelm Peterson-Berger
1Violinsonate e-Moll op. 1 00:30:18
5Suite op. 15 00:16:11
9Canzone (Johan Tirén gewidmet) 00:02:36
10Visa i folkton 00:02:53

Interpreten der Einspielung

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