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Besprechung CD

Scarlatti Illuminated

Onyx 4106

1 CD • 63min • 2011

13.03.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Auf geschickte Weise umgeht Joseph Moog auf seinem Album „Scarlatti Illuminated“ das Problem mancher Rezitale, dass nämlich das Programm in eine ermüdende Folge kurzer Stücke zerfällt. Denn der deutsche Pianist, Jahrgang 1987, Schüler Bernd Glemsers und Arie Vardis (im allzu sparsamen Beiheft findet sich zu seiner Biographie nur ein Internet-Link), schaltet moderne Einrichtungen und Interpretationen Scarlatti‘scher Werke von Carl Tausig und Ignaz Friedman zwischen die originalen Sonaten, wodurch er sehr anschaulich macht, wie die delikaten Werke Domenicos im 19. und 20. Jahrhundert gesehen wurden. Tausigs Anverwandlung der Sonate g-Moll K 12 ist paradigmatisch dafür: Der polnische Liszt-Schüler reicherte den originalen bescheidenen Klaviersatz durch Oktavierungen und vollgriffige Akkorde an und kostümierte ihn so gleichsam zur barock inspirierten Konzertetüde. Friedman hingegen beleuchtete die originale Sonate F-Dur K 446 als impressionistische „Pastorale“ D-Dur sogar harmonisch raffiniert bis hin zur Verwendung von „blue notes“ und erfand sie somit als spätromantischen Traum alter Zeit gänzlich neu. Joseph Moogs stilistische Meisterschaft erweist sich darin, dass er in den späten Paraphrasen immer noch den barocken Geist aufscheinen lassen kann: Er spielt auch die Virtuosenstücke mit der blitzsauberen Technik, dem distinkten Anschlag und dem angenehm kleinen, mechanischen – notabene nicht mechanistischen – Ton, der auch bei den Originalen dem Cembalo eigen ist.

Die unbearbeiteten Stücke stellt Moog straff vor, mit nur subtilsten agogischen Abweichungen, aber mit viel Sinn für Scarlattis Theatralik, die sich etwa in den Militärsignalen von Spielzeugsoldaten in der Sonate E-Dur K 380 ausdrückt oder als frisch sprudelnde kleine Jagdszene in der Sonate D-Dur K 96; und er bewahrt auch die Contenance, wenn die Musik vertiefend oder charakteristisch wird wie etwa in den leicht manischen Repetitionen der bereits genannten g-Moll Sonate in der Bearbeitung Tausigs. Die Pointe dieses ansprechenden wie instruktiven Programms ist Walter Giesekings eigene Chaconne über ein Thema Scarlattis, die zwischen Ravel-Anklängen und leichten Jazz-Referenzen changiert. Joseph Moog legte hier ein Glanzstück vor.

Prof. Michael B. Weiß [13.03.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Domenico Scarlatti
1Sonate E-Dur K 135 L 224 00:04:03
2Sonate g-Moll K 12 00:04:14
3Sonate cis-Moll K 247 00:04:39
4Sonate G-Dur K 523 L 490 00:02:20
5Sonate f-Moll K 466 L 118 – Allegro 00:07:25
6Klaviersonate C major K 487 L 205 – Allegro 00:02:41
7Klaviersonate h-Moll K 87 00:04:26
Walter Gieseking
8Chaconne über ein Thema von D. Scarlatti 00:06:43
9Sonate D-Dur K 96 00:03:52
Domenico Scarlatti
10Sonate d-Moll K 9 00:03:49
11Klaviersonate B-Dur K 70 L 50 00:01:42
12Klaviersonate D major K 446 (Pastorale) 00:05:09
13Klaviersonate E-Dur K 380 L 23 00:05:57
14Sonate f-Moll K 519 L 475 P 445 00:02:54
15Sonate K 32 – Aria 00:02:45

Interpreten der Einspielung

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