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Besprechung CD

An die Musik Famous Songs by Franz Schubert

Challenge Classics CC72559

1 CD • 69min • 2011

04.09.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Was ist die „richtige“ Stimmlage für Schubert? Da die meisten Schubert-Lieder in hohem System notiert sind, kann man mit Sicherheit sagen: Typus Fritz Wunderlich. Die helle, lyrisch-jugendliche Tenorstimme ist ideal für Die schöne Müllerin, für Frühlingsglaube, Heidenröslein etc. Aber es gibt auch einen reichen Vorrat für die mittlere Zone, zwischen Bariton und Tenor angesiedelt: die Winterreisen-Stimme, die uns Namen wie Fischer-Dieskau, Prey, Gerhaher nahebringt.

Auch Basslieder gibt es in Schuberts Opus, aber nur wenige. Was macht also ein Bassist, der ins Reich der Schubert-Lieder eindringen will.? Er trägt die Gesänge in tiefer Lage vor und nimmt dabei in Kauf, dass sich mit der Veränderung der Tonart auch der Charakter der Komposition ändert. Es ist bekannt, dass Schubert eine eigene Liedkomposition nicht erkannte, als er sie in transponierter Tonart vorgetragen hörte.

Es gibt aber noch einen anderen Weg für Bassisten oder Bassbaritonisten, und den führt der anerkannten Bach-Sänger Klaus Mertens vor: er führt seine Stimme so schlank, so knabenhaft, dass man zeitweise meint, einen Tenor zu vernehmen: einen Peter Schreier im Bass-Schlüssel.

Mit Schreier hat Mertens Vortragsstil tatsächlich etwas zu tun, ohne dass die Ausdrucksdichte des Vorbilds erreicht wird. Höchste Akkuratesse als oberste Devise, alles blank poliert, alles ungemein artig, jede Silbe musterhaft ausgesprochen, kein Stäubchen Unsauberkeit findet sich darin. Mertens singt in Der Tod und das Mädchen „sei gutes Muts“ und nicht „sei guten Muts“ wie viele alte und neue Schubert-Sänger. Allerdings – diese Korrektheit hat auch ihre nachteiligen Seiten. Zu künstlich, zu penibel klingt das meiste, wie vor dem Spiegel einstudiert. Das Mit-Erleben, das Mitfühlen, die Ausdruckswärme kommen zu kurz. Abgesehen davon: die nahezu schwingungslose Stimme kennt kein Glühen und Blühen, kein Leuchten, keine Leidenschaft. Und noch etwas: wie konnte es geschehen, dass einem so erfahrenen Sänger das Legato auf weite Strecken abhanden kommt? Bei typischen Legato-Liedern wie Litanei oder Frühlingsglaube werden die Bindungen gleichsam punktuell aufgelöst z. B.: „Die We – elt wi – ird schöner“.

Dass trotz dieser Einwände eine angenehme Stimme mit sympathischer Ausstrahlung zu hören ist, soll gern bestätigt werden. Das Liedprogramm ist – wie der Titel aussagt – auf „famous songs“ ausgerichtet, enthält aber auch Raritäten wie das mystische Lied Memnon.

Ein interessantes Element ist die Begleitung mit Hammerklavier (ein Wiener Instrument aus der Schubert-Zeit). Die Tastenkünstlerin Tini Mathot läßt da manchmal ein ganz eigenwilliges Pathos vernehmen, die Vor- und Nachspiele formen sich bei ihr zu richtigen musikalischen Gemälden. Und die Harfentöne in den drei Gesängen des Harfners, das Zupfinstrument in An die Laute hat man kaum jemals so „naturecht“ vernommen wie hier. Mit einem modernen Klavier lassen sich solche Klänge niemals erzeugen.

Clemens Höslinger [04.09.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Der Musensohn op. 92 No. 1 D 764 00:02:23
2Litanei 00:04:35
3Auf dem Wasser zu singen op. 72 D 774 00:04:05
4Das Rosenband D 280 (1815) 00:02:06
5Wer sich der Einsamkeit ergibt 00:04:06
6Wer nie sein Brot mit Tränen aß 00:04:43
7An die Türen will ich schleichen 00:02:03
8Erlkönig op. 1 D 328 00:05:10
9An die Musik op. 88 No. 4 D 547 00:02:33
10An die Laute op. 81 No. 2 D 905 00:01:29
11Prometheus D 674 00:05:51
12Heidenröslein op. 3 No. 3 D 257 00:01:48
13Frühlingsglaube op. 20 No. 2 D 686 00:03:49
14Die Forelle D 550 00:02:39
15Du bist die Ruh D 776 00:02:39
16Ständchen D 920 (1827) 00:03:36
17Der Tod und das Mädchen op. 7 No. 3 D 531 00:02:48
18Schäfers Klagelied D 121 (1814) 00:03:02
19Lachen und Weinen D 777 (1823) 00:02:14
20Memnon op. 6 No. 1 D 541 (1817) 00:04:36
21Rastlose Liebe D 138 00:01:43

Interpreten der Einspielung

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