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Besprechung CD

cpo 777 354-2

1 CD • 62min • 2008

24.02.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Zu Recht beklagt der Autor des cpo-Begleitheftes, Bert Hagels, dass „manchmal die Wege der Musikgeschichte (und der Musikgeschichtsschreibung) unergründlich seien". Und weiter äußert sich der Autor mit ehrlich wirkendem Bedauern: „Da gibt es Komponisten, die von ihrer Ausbildung, ihrem Werdegang sowie der Qualität und der zeitgenössischen Rezeption ihrer Werke her die besten Voraussetzungen dafür haben, in den Kanon der ‚klassischen' Komponisten aufgenommen zu werden – und sie fallen doch einige Zeit nach ihrem Tod der Vergessenheit anheim, ohne dass ein Grund ausfindig zu machen wäre."

Dem mag man auf den ersten Blick hin aus der rein menschlich wertenden Perspektive zustimmen, denn tatsächlich werden immer wieder bedeutende, verkannte, vergessene, falsch – oder zumindest irreführend – beurteilte Werke und ihre Schöpfer rehabilitierend ans Licht der Öffentlichkeit geholt. Aber – das darf man, das muss man einfach zugeben – es wird auch eine Menge Schüttgut aus der einstigen Serienproduktion zum verkrampften Besten gegeben, allenfalls den Sammlern und Fachleuten zum Vergnügen. Und vielen Musikern willkommen, weil man sich wenigstens literarisch profilieren kann. An positiven Resultaten dieser Archiv- und Partituren-Archäologie wäre etwa die zur Zeit einsetzende Wiederbelebung der Werke Carl Czernys zu nennen, dessen kreative Bandbreite weit über die Fabrikation von Unterrichtsstücken reicht. Die Sony-Einspielung einiger Fantasien zu vier Händen mit dem Klavierduo Tal-Groethuysen darf als eines der überzeugendsten Beispiele angeführt werden.

Nun aber wird es heikel, denn wohl niemand möchte dem am 13. Juni 1765 in Wien geborenen Anton Eberl im Nachhinein des kritischen 21. Jahrhunderts wehtun. Jedoch fällt es unter dem Eindruck der hier mehr als ordentlich, mit spürbarem Elan und kontrollierender Umsicht eingespielten Klavierkonzerte schwer, die erwähnte Vergessenheit im Sinne Bert Hagels zu beklagen. Natürlich spricht es für Eberl, mit Mozart gut befreundet gewesen zu sein. Wohl auch die Tatsache, dass etliche Stücke des vermutlich von Josef Anton Steffan, Georg Christoph Wagenseil und Leopold Kozeluch ausgebildeten Komponisten widerrechtlich unter dem Namen Mozarts publiziert wurden. Jedoch seine Arbeit reicht in ihrer musikalischen Spannungskurve, in ihren kleinen, betulichen instrumentalen Windungen, in der Voraushörbarkeit des Gutmütigen bis Spießigen nicht über das knappe Mittelmaß einer leicht gehobenen Unterhaltungsmusik hinaus. Ton für Ton, Takt für Takt bleibt es deutlich, warum sich nur sehr gelegentlich Interpreten finden, einmal von den vertrauten, sozusagen unvergänglichen Mozart-Klavierkonzerten Abstand zu nehmen, um – wie hier mit Anstand und Können vorgenommen – auch dem Anton Eberl Reverenz zu erweisen.

Bei der Aufnahme mit der tüchtigen, wohl und sauber klingenden Kölner Akademie unter der Leitung des amerikanischen Dirigenten Michael Alexander Willens ist man, was das Soloinstrument anbelangt, arbeitsteilig vorgegangen. Mit dem Es-Dur-Konzert op. 40 beschäftigt sich jener Paolo Giacometti, der seit 1998 an einer Gesamteinspielung der Klavierwerke Rossinis arbeitet (und auch sonst in Hinsicht Diskographie einiges zu bieten hat!). Er und seine japanische Kollegin Riko Fukuda – zuständig für das etwas brillantere, dankbarer wirkende Opus 32 – spielen auf einem sehr anmutig, farbig und wenn nötig auch etwas kräftiger klingenden Matthias Müller-Instrument aus dem Wien des frühen 19. Jahrhunderts. Dynamisch ist dieses Fortepiano sehr vorsichtig ausgesteuert, was im einleitenden Allegro des Es-Dur-Konzerts zunächst den rechts drehenden Griff nach dem Lautstärkeregler nahe legt. Hat man sich aber an die ungewohnt zarten, durchsichtigen Klänge gewöhnt, so sieht man sich in eine konzertante Welt versetzt, wie sie seinerzeit für das Publikum verbindlich war.

In Summa: eine CD, die verdienstvoll Licht auf einen Mozart-Kollegen wirft, der im Zuge der Musikgeschichte im Schatten verblieben ist. Bei der Hörlektüre sollte man jedoch von den beiden Stücken her nichts Aufregendes erwarten. Gepflegte, freundliche Musik also mit den züchtigen Wohltaten einer keinesfalls störenden Hintergrund-Belebung.

Vergleichsaufnahme::Op. 32: McChesney – Kemper (Koch 3-6763-2)

Peter Cossé † [24.02.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Anton Eberl
1Piano Concerto E flat major op. 40 00:27:27
4Klavierkonzert C-Dur op. 32 00:34:31

Interpreten der Einspielung

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