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Besprechung CD

Max Reger

Complete Works for Violin and Orchestra

Telos TLS 097

1 CD • 79min • 2009, 2010

16.08.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Ein hoher Repertoirewert zeichnet diese Aufnahme von sämtlichen Werken Max Regers für Violine solo und Orchester aus; die Produktion bringt neben den beiden Violinromanzen op. 50 und der von Reger selbst instrumentierten Aria aus der Suite op. 103a das Violinkonzert op. 101 in der Orchestration Adolf Buschs, deren Anregung noch auf Reger selbst zurückgeht. Im Gegensatz zur Aria op. 103a/3, die innerhalb der Reger-Edition von Koch/Schwann bereits von Walter Forchert und den Bamberger Symphonikern unter Horst Stein vorgelegt wurde (die Welterstaufnahme wird bei vorliegender CD also nicht ganz zu Recht angekündigt), handelt es sich bei der Busch-Fassung des Violinkonzertes um eine echte Premiere.

Das Verdienst, die Reorchestration Adolf Buschs wieder aufgefunden zu haben, gebührt dem Dirigenten der Aufnahme, Christoph-Mathias Mueller. Er war, laut Beiheft, 2003 im Briefwechsel zwischen Reger und den Brüdern Adolf und Fritz Busch auf das dort erwähnte, 1938 entstandene Arrangement gestoßen, und fand tatsächlich die handschriftliche Partitur des Bearbeiters. Reger selbst soll seine eigene Orchestrierung als zu massiv empfunden und gegen Ende seines Lebens sogar von Aufführungen abgeraten haben. Wenn man sich die originale Partitur ansieht, ist dies zwar nicht unbedingt nachzuvollziehen, da die Instrumentation – es sind sparsam verwendete Trompeten, aber keine Posaunen und keine Tuba besetzt – durchaus auch so gestaltet werden kann, dass der Geiger durchkommt. Buschs Reorchestration konzentrierte sich also wesentlich darauf, Oktaven im Orchestersatz zu reduzieren, nicht etwa, die Besetzung als solche. Ob diese Tat nötig war, wie es Reger ja selbst offenkundig empfunden hatte, soll dahingestellt bleiben, auf jeden Fall ist die alternative Fassung ein interessantes Dokument der Reger-Rezeption.

Künstlerisch ist diese Einspielung Kolja Lessings, begleitet vom Göttingen Symphony Orchestra unter Christoph-Mathias Mueller, letztlich nicht ganz überzeugend. Das Orchester klingt gut, findet zu genügender Transparenz, Mueller gelingt es auch, Ruhe zu verbreiten, was für die allgegenwärtige Reger'sche chromatische Stimmführung und ihre daraus resultierenden kühnen harmonischen Bewegung unbedingt nötig ist. Die Freiräume, die Lessing dadurch entstehen, werden freilich nicht immer genutzt; Lessing verfügt über einen feinen, gesanglichen Ton und artikuliert sprechend und lebendig, manchmal spielt er jedoch weniger klangschön als vielmehr fast gewollt unbehauen, so dass man gerade in der hohen Lage die Mühen hört, die Reger diesen Parts einkomponiert hat. Schwerer als die mangelnde Eleganz, die Unsicherheiten in der Fein-Intonation und die Tatsache, dass sich ein Eindruck von Ruhe und Überlegenheit nicht einstellen kann, wiegt, dass manche von Regers – zugegeben – allgegenwärtigen dynamischen und agogischen Vorschriften nicht verwirklicht sind; obwohl Mueller die Orchesterkulisse sehr subtil gestaltet und sie auch akustisch sehr, vielleicht sogar ein wenig zu sehr im Hintergrund gehalten wird; das geforderte permanente Auf- und Abwogen der Crescendi und Decrescendi in den Romanzen etwa wird oft nicht befolgt. Auch im vom Bearbeiter Busch aufgehellten Violinkonzert erscheint der Solopart oft überraschend unausgeglichen. Der Repertoirewert jedoch macht diese interpretatorischen Eigenheiten mehr als wett.

Prof. Michael B. Weiß [16.08.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Max Reger
1Romanze G-Dur op. 50 Nr. 1 00:08:53
2Romanze D-Dur op. 50 Nr. 2 00:07:47
3Violinkonzert A-Dur op. 101 (Orchestrierung: Adolf Busch) 00:55:50
6Aria, Adagissimo 00:06:02

Interpreten der Einspielung

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