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Besprechung CD

BIS 1682

1 CD • 57min • 2006, 2007

30.09.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Mit dieser Produktion sind bei BIS jetzt alle sechs Sinfonien des Schweden Gösta Nyström erhältlich, und ich bescheinige den Verantwortlichen gern, dass sie sich zwei musikalische Höhepunkte – in Gestalt der Sinfonia breve (1929-31) und der Sinfonia del Mare (1947/48) – bis zuletzt aufgespart haben. Zwar enthalten auch die früheren Veröffentlichungen BIS-CD 782 mit der Sinfonia espressiva (1937) und der abgeklärten Seria (1963) für Flöte, Schlagzeug und Streicher beziehungsweise BIS-CD 1082 mit der Sinfonia Shakespeariana (1951/52) und Sinfonia Tramontana (1965) mancherlei hörenswerte und gewiß auch äußerst individuell gestaltete Sätze, doch im direkten Vergleich erreichen die beiden „Nachzügler" eine weitaus zwingendere Geschlossenheit, die man am besten unter einem guten Kopfhörer für sich entdeckt: Das gewaltige dynamische Spektrum vom kaum vernehmlichen Wispern bis zu grandiosen Detonationen, die schroffen und doch immer harmonisch fundierten Dissonanzen, die faszinierenden, oft aus aus zwei- bis dreitönigen Impulsen sich kontrapunktisch verdichtenden Texturen fordern uns geradezu auf, in die architektonischen Meisterstücke hineinzukriechen und all ihren Verästelungen nachzuhorchen – bald entfaltet sich die Anziehungskraft echter Entdeckungen, deren Vorhandensein man vielleicht erträumte, in der klingenden Realität aber so noch nie erlebt hat.

Der Begriff der „Rand-Erscheinung" erhält hier eine eigene Bedeutung: Nyström bewegt sich an den Rändern unserer modernen Klassiker, ohne sich je dem Verdacht der Nachahmung auszusetzen. Das ließe sich allenfalls für das Bratschenkonzert (1941) mit dem Untertitel „Hommage à la France" sagen, das zusammen mit der Sinfonia concertante für Cello und Orchester (1944) auf der BIS-CD 682 zu haben ist und einen tiefen Bückling vor der Welt der Neoklassizisten macht. Auf dieser Scheibe gibt es dann allerdings auch den frühen Erfolg Ishavet (Das Eismeer), den ich nach den bisherigen Erfahrungen mit Gösta Nyström zu meinen Favoriten rechne: Die zweiteilige, mitunter aus den Urtiefen des Sacre du Printemps gespeiste Dichtung treibt nahe am Island eines Jón Leifs vorbei, und über den gläsernen Klängen der nordischen See scheint mir auch Knudage Riisagers Archaeopterix seine Kreise zu ziehen.

Thematisch führt der Weg natürlich direkt zu der rund zwanzig Jahre jüngeren Sinfonia del Mare – Nyströms Nummer 3 –, die sich mit der gedrungen-ereignisreichen Ersten, der Sinfonia breve, geradezu ideal ergänzt: ein kleiner, einsätziger Bogen steht dem fünfteilig sich wölbenden Firmament gegenüber, aus dessen engen Maschen im Zentrum ein Mezzosopransolo emporsteigt, um alle komplizierten Verknüpfungen hinter sich zu lassen und in einer unendlich schönen, einfachen Linie von der Ewigkeit der See und der Liebe zu singen. Dem Sonnenstrahl über der Weite des Ozeans – Malena Ernmans Stimme verdient dieses Attribut – folgt die gespiegelte und variierte Reprise, der man bis in die letzten Atemzüge hinein gebannt zuhört, damit bloß kein Hauch dieses kostbaren und kostbar ausgeführten Werkes verloren geht.

Rasmus van Rijn [30.09.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Gösta Nystroem
1Sinfonia breve 00:19:30
2Sinfonia del Mare 00:36:44

Interpreten der Einspielung

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