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Besprechung CD/SACD stereo/surround

BIS 1474

1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2008, 2009

05.04.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Sollte Andrew Litton vorgehabt haben, die „Unkaputtbarkeit" des Petruschka und des Sacre du Printemps unter Beweis zu stellen, dann ist ihm das gelungen. Nicht einmal seine, weitgehend auf gut verträglichen Schönklang abgestellte Einspielung mit den in dieser Hinsicht tadellosen Philharmonikern aus Bergen vermag das skurrile Geschehen auf dem Jahrmarkt mit ohrwurmartigem Gedudel und seinen schrägen Perspektiven vollends zu entgraten, und auch der kolossale Gongschlag, der die Musikwelt auch nach hundert Jahren noch durchzittert, dieses geniale, grandiose, unnachahmliche Ritual um das „Frühlingsopfer" lässt sich nicht hinter erlesenster Lyrik und höflichem Klopfen einsperren: Auch wenn vor meinem inneren Auge die ehrwürdig-kraftvollen Alten, die den ekstatischen Tanz verfolgen, allmählich immer mehr die Züge von Waldorf und Stadler annahmen, so hat mir die wiederholte Anhörung doch die Ohren geöffnet – denn ich konnte feststellen, daß das, was hier an heidnischer Grundgewalt und Kataklysmen, dort an wunderlichen Kapriolen und Farben (quiekend-geröstete Es-Klarinette, stierhörnig blökende Tuba) vergebens gesucht wurde, dennoch unterschwellig weiterwirkt. Igor Strawinsky ist einfach nicht „wegzukriegen". Er übersteht die Diät ebenso souverän wie ein Bach oder ein Beethoven, die man auch nie wirklich ramponieren kann. Diese Modernität ist eben mehr als eine historische Schrecksekunde, sie ist ein zeitloser Klassiker, der es sich hier gefallen lassen muß, daß man ihn ganz klassisch, mit fein gestriegeltem Bubikopf umherzeigt.

Kurz gesagt: Wer mit Petruschka lachen und weinen, lieben und leiden will, und wer sich von einer neuen Aufnahme des Sacre du printemps einen detonationsgewaltigen Test gutnachbarlicher Beziehungen erhofft, wird anderswo suchen müssen. Wem eher an einem feinen, reinen und vor allem sangbaren Erlebnis oder an einer Klangzustandsbescheibung des norwegischen Orchesters gelegen ist, der kommt hier nicht zu kurz. Ich werde freilich eher wieder zum echten, unverwüstlichen, barbarischen „Modernsky" und seinen paläozoischen Eruptionen greifen.

Rasmus van Rijn [05.04.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Igor Strawinsky
1Petruschka 00:34:33
5The Rite of Spring 00:33:32

Interpreten der Einspielung

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