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Besprechung CD

Ferdinand Ries

Concert Overtures

cpo 777 609-2

1 CD • 60min • 2008

10.03.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Die Konzertouvertüre ist ein aus der Not geborenes Genre. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte sich im öffentlichen Konzertbetrieb die Notwendigkeit zu einem Wandel. Hatte man noch um die Jahrhundertwende ein Orchesterkonzert in aller Regel mit einer Sinfonie begonnen, so erschien den Veranstaltern die Konzertdauer für die vorgesehene vielfältige musikalische Folge mit dem zunehmenden Umfang der zeitgenössischen viersätzigen Sinfonie nun zu lang. Es bedurfte mithin eines knapperen, aber eben doch nach wie vor möglichst gehaltvollen Eingangsstücks. Man experimentierte mit der Herauslösung nur des Kopfsatzes einer Sinfonie, doch handelte sich wegen der Zerstörung des Gesamtzusammenhangs berechtigte Kritik ein. Auch der Sinfonie-Ersatz mittels einer Opernouvertüre zu Konzertbeginn erschien nicht geeignet, denn deren eigentliche Funktion mit musikalischen Anspielungen auf das, was kommen wird, lief gewissermaßen ins Leere.

Auf den spezifischen Bedarf an geeigneter Musik reagierten die Komponisten mit „Konzertouvertüren“. Ferdinand Ries (1784-1838) war einer der ersten Komponisten, die Ouvertüren nur für den Konzertsaal geschaffen haben. Bekannter dürften heute jedoch Mendelssohns Ouvertüren sein, mit denen er das Repertoire einige Jahre später bereichert hat. Wenn ihre Funktion auch nur auf die zugkräftige Eröffnung eines Konzerts zielte, ganz ohne Hintergedanken an ein mögliches Sujet waren die Konzertouvertüren nicht immer: Ries wie auch Mendelssohn arbeiteten dabei mit Gedanken an die Bühne des Sprechtheaters.

In der neuen Einspielung einiger Konzertouvertüren von Ferdinand Ries mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter der Leitung von Howard Griffith standen bei zweien solcher Ouvertüren etwa Schillers Trauerspiel Die Braut von Messina und Don Carlos Pate. Howard Griffith fügt hier seiner 2006 vervollständigten Gesamteinspielung aller Sinfonien von Ferdinand Ries (ebenfalls bei cpo) einen weiteren Baustein hinzu. Man kennt Ferdinand Ries als einen Schüler Beethovens und weiß um seine mehrjährige Funktion als sein Privatsekretär. Beethovens musikalische Charakteristika blieben nicht ohne Einfluss auf Riesë eigenen persönlichen Stil. In den Konzertouvertüren, zu denen neben den Schiller-Sujets auch mehrere Werke ohne einen solchen direkten Einfluss zählen, geht es zumeist – vor allem in den beiden Ouvertüren zu Schillers Schauspielen – ungemein kontrastreich zu: Da trifft auf engstem Raum höchste Impulsivität auf lyrische Empfindsamkeit.

In dieser großen musikalischen Vielfalt, bei der sich Ries aber trotz ihres bizarren Verlaufs immer noch der Sonatenhauptsatzform unterordnen möchte, spürt man Beethoven im Hintergrund, doch manches Mal, so etwa in der 1815 entstandenen Ouvertüre zu Don Carlos, meint man bereits Anklänge an Schuberts Orchesterstil zu ahnen. Es ist eine kurzweilige, einfallsreiche und handwerklich gut gemachte Musik (man höre nur auf die ansprechende, oftmals aparte Instrumentation!), die durchaus zu fesseln vermag. Howard Griffith und das WDR Sinfonieorchester Köln zeigen in ihrer lebendigen Herangehensweise, mit der sie voller Kraft und Verve dramatisch zuzuspitzen verstehen und sich gleichwohl mit der nötigen Empfindsamkeit für die kantable Ader dieser musikalischen Wechselfälle interessieren, stets das rechte Gespür. Ihre Darstellung hat Profil und schafft aus jeder dieser Konzertouvertüren ein musikalisch spannkräftiges Gebilde, das die Interpreten – nicht zuletzt auch dank der weiträumigen Aufnahmetechnik – in kristalliner Transparenz aufscheinen lassen.

Thomas Bopp [10.03.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ferdinand Ries
1Die Braut von Messina op. 162 (Ouvertüre zu Schillers Trauerspiel) 00:10:08
2Don Carlos op. 94 (Ouvertüre zu Schillers Trauerspiel) 00:08:44
3Große Festouvertüre und Siegesmarsch op. 172 00:12:45
5Ouverture bardique WoO 24 00:13:59
6Ouverture dramatique WoO 61 (L' Apparition) 00:13:37

Interpreten der Einspielung

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