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Besprechung CD/SACD stereo/surround

MD+G 947 1681-6

1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2010

15.02.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die chinesische Pianistin Jin Ju, eine virtuose Pendlerin zwischen ihrer Heimat und dem Westen, spielt auf ihrer ersten Schumann-CD zwei frühe Werke des Komponisten mit deutlichem Bezug auf seine Liebe zu Clara Wieck. Die erste Sonate fis-Moll op. 11 wurde von Robert Schumann seiner erst 16jährigen Klavierschülerin übergeben; das Hauptthema des Kopfsatzes hatte er aus deren Quatre Pièces caractéristiques bezogen. In der C-Dur-Fantasie op. 17 stimmte er dann „eine tiefe Klage um Dich“ an, worauf das Zitat des Beethoven-Liedes An die ferne Geliebte abgestimmt ist. Man mag zusammenfassend feststellen, dass Jin Ju die ganze Bandbreite dieser teils stürmischen, teils melancholischen Äusserungen anpeilt. Sie will es gründlich nehmen, die Tempi bleiben zurückhaltend.

Doch wird nicht nur ausgekostet, sondern die musikalischen Charaktere finden sich betont, gelegentlich sogar herausgemeisselt. In der Sonate („Clara zugeeignet von Florestan und Eusebius“, so zunächst überschrieben) wird rasch klar, wo der heftige Florestan einen „einzigen Herzschrei nach Dir“ ausstößt und wo der sanftere Eusebius eine bewegende Klage anstimmt. Auch in der Fantasie (Schumann über den Eröffnungsteil: „das Passionirteste, was ich je gemacht“) überwiegen zunächst die gefühlvollen Ausbrüche; die Pianistin versteht die Vorschrift „Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen“ geradezu wörtlich. Dabei weiß sich Jin Ju auch zurückzunehmen, wenn es sein muss – die Aria in der Sonate, basierend auf Schumanns früher Liedvertonung An Anna, zieht die emotionale Verhaltenheit konsequent durch. Die Interpretin setzt hier die Vorschrift „senza passione, ma espressivo“ mustergültig um. All das mag genau kalkuliert sein, aber es wahrt zugleich das Moment des Improvisatorischen, wie es für den frühen Schumann typisch ist.

Die PR-gewiegte Pianistin war vor zwei Jahren bekannt geworden, als sie vor dem Papst im Vatikan sieben historische Tasteninstrumente vorführte, weltweite TV-Ausstrahlung inklusive. Hier spielt sie einen Steinway von 1901, und sie nutzt die Klangmächtigkeit dieses Flügels schon fast exzessiv. Zugute kommt ihr dabei das von MD+G stolz hochgehaltene Klangkonzept („unverfälschte Wiedergabe, originale Dynamik, natürliche Klangfarben“), das aus dem Instrument klangsattes fortissimo gleichermaßen wie perlende Nuancen herauslockt. Nichts also von jener Schlagzeughärte, die Klavieraufnahmen gelegentlich anhaftet, statt dessen volltönende Kantabilität.

Mario Gerteis † [15.02.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Fantasie C-Dur op. 17 00:34:07
4Klaviersonate Nr. 1 fis-Moll op. 11 00:33:59

Interpreten der Einspielung

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