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Besprechung CD

Alfred Brendel A Birthday Tribute

Decca 478 2604

2 CD • 1h 54min • 1985, 2002, 2007

05.01.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Wie soll eine Plattenfirma einem ihrer Künstler zum runden Geburtstag gratulieren, wenn dieser gar nicht mehr öffentlich auftritt? Der Anlass: Alfred Brendel, einer der großen Pianisten des letzten halben Jahrhunderts, wird am 5. Januar 80. Doch neuerdings präsentiert er sich nicht mehr als klavierspielender Vermittler, sondern (bestenfalls) als brillanter Causeur. Das Label Decca hat das Problem so gelöst: Es ließ Brendel ein paar Wiedergaben auswählen, die bisher nicht veröffentlicht worden waren und die er aus diesem oder jenem Grund besonders schätzt - alles übrigens vom Rundfunk aufgezeichnete Live-Darbietungen. Im Begleitheft betätigt sich Brendel, kurz und pointiert wie er es seit jeher liebt, als sein eigener Rezensent. Das ist keineswegs uninteressant, denn die zwei Schwergewichte dieser Zusammenstellung, das erste Klavierkonzert von Brahms und das C-Dur-Konzert KV 503 von Mozart, liegen in nahezu zeitgleichen „offiziellen" CD-Aufnahmen des Pianisten vor.

Für das d-Moll-Konzert von Brahms wählte Brendel einen Mitschnitt von 1985 aus dem Münchner Herkulessaal; er wird vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Colin Davis begleitet. Kurz darauf ging er in Berlin ins Studio, mit Claudio Abbado und den dortigen Philharmonikern. Der Kritiker Brendel moniert, dass dabei der Flügel gegenüber dem Orchester zu sehr zurückgenommen worden sei - ein technischer Makel also. Der Vergleich zeigt: Der Einwand trifft zu. Es ist ein unverkennbares Zeugnis der späten Karajan-Ära mit ihrem breiten Sound, da mochte selbst ein Abbado nicht allzu viel ausrichten. Bei Colin Davis dagegen konnte sich der Solist in der Tat besser und schlüssiger in Szene setzen - Brendel, noch im vollen Saft der mittleren Jahre, legte eine mitreißende Darstellung von Brahms' frühem Meisterwerk hin. Mit beherrschter Dramatik, souveräner Architektur und klug gesetzten Nuancen.

Im Fall des Mozart-Konzertes plädiert Brendel für die Unmittelbarkeit des Live-Ereignisses. Frische, meint er, sei auf dem Podium leichter zu erreichen als im Studio (das bezieht er ebenfalls auf die beiden Kostproben aus dem Salzburger Festspielhaus anno 2007: Beethovens As-Dur-Sonate op. 110 und Schuberts f-Moll-Impromptu D 935 Nr. 1). Bei Mozarts C-Dur-Konzert, fixiert 2002 im Festspielhaus Baden-Baden, mag ich ihm freilich nur bedingt folgen. Die fast zur selben Zeit entstandene Studio-Aufzeichnung mit Sir Charles Mackerras und dem Scottish Chamber Orchestra bürgt für eine Lockerheit, die Hans Zender mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg kaum im selben Maß garantiert - ganz abgesehen davon, dass das schottische Ensemble die höheren instrumentalen Qualitäten vorführt. Brendels Interpretation scheint mir in beiden Fällen von einer ähnlichen Spielfreude, von einem ebenbürtigen Elan geprägt. Hier dort wählte er übrigens für die Kadenz im Kopfsatz seine eigene Version.

Mario Gerteis † [05.01.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Konzert Nr. 1 d-Moll op. 15 für Klavier und Orchester 00:50:54
CD/SACD 2
Wolfgang Amadeus Mozart
1Konzert Nr. 25 C-Dur KV 503 für Klavier und Orchester 00:32:36
Ludwig van Beethoven
4Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110 00:19:04
Franz Schubert
8Impromptu Nr. 1 f-Moll D 935 00:11:50

Interpreten der Einspielung

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