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Besprechung CD

The Auryn Series XXIX

Auryn's Haydn: op. 64

Tacet 189

2 CD • 2h 20min • 2009

29.11.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Haydns sechs Streichquartette op. 64 aus dem Jahr 1790 stellen so etwas wie einen vorläufigen Schlussstrich unter sein bisheriges kammermusikalisches Schaffen für diese Besetzung dar. Zehn Jahre nach Veröffentlichung der Quartette op. 33, dieser wegweisenden Sammlung für die neue musikalische Gattung des Streichquartetts, geht es Haydn hier in der Sammlung op. 64 um eine Zusammenfassung aller seiner bisherigen Erkenntnisse und Errungenschaften auf diesem Gebiet. Und als wollte er mit diesem Opus ganz bewusst noch einmal sein damaliges Opus 33 aufgreifen, wählt Haydn für die sechs Quartette auch jetzt wieder dieselben Haupttonarten C-Dur, h-Moll, B-Dur, G-Dur, D-Dur und Es-Dur.

Ein Fazit seines Schaffens zu ziehen, bedeutet für Haydn hier vor allem das Spiel mit der Form, sei es rückblickend im Sinne der Auseinandersetzung mit der Tradition oder vorausschauend, was die Lust am Experiment angeht. Insbesondere die langsamen Sätze regen da seine Phantasie an, ihre Form der Variation fordert nicht vorrangig den Virtuosen, sondern eine nach und nach sich entwickelnde Intensivierung der Aspekte des Ausdrucks und des Charakters. Auch spieltechnisch fordert Haydn hier die Streicher bis aufs Äußerste, in der Handschrift des h-Moll-Quartetts vermerkt Haydn zum Adagio in der seltenen Tonart H-Dur: „Für dieses Adagio empfehle ich für die zweite Violine eine gute und sichere Intonation.“ Daran mangelt es den Streichern des Auryn Quartetts gewiss nicht, hier ebenso wenig wie an irgendeiner Stelle ihrer vorzüglichen neuen Einspielung von Opus 64.

Seit der Gründung des Auryn Quartetts im Jahr 1981 konzertieren heute mit den beiden Geigern Matthias Lingenfelder und Jens Oppermann, dem Bratscher Stewart Eaton und dem Cellisten Andreas Arndt noch immer dieselben Musiker, die sich damals der gemeinsamen Erarbeitung der Kammermusik verschrieben hatten. Und diese jahrzehntelange gewachsene Vertrautheit zahlt sich aus: Man wird nur schwerlich ein anderes Ensemble finden, das ein solch homogenes Verschmelzen des Klangs zu erreichen vermag, das einen Akkord am Ende einer Phrase gemeinsam so ebenmäßig verlöschen lassen kann, und das die intonatorischen Belange so schlackenlos und perfekt auf den Punkt zu bringen versteht. Dazu kommt ihre Fähigkeit, jeder auch noch so kleinteiligen musikalischen Phrase einen in sich so vollkommenen und stimmigen Gestus des Ausdrucks mitzugeben, jede Akzentuierung und jede artikulatorische Konturierung, jede rhythmische oder dynamische Modellierung der melodischen Linienführung so natürlich, so fein austariert und so organisch ins Gesamtgefüge einzubetten, dass sich beim Hören nie der Gedanke an ein Hinterfragen der eigentlichen interpretatorischen Absicht ergibt.

Die Auryn-Quartettisten vermitteln durchgängig das Gefühl eines „so und nicht anders“. Wollte man aus dieser phantastischen Einspielung irgendetwas beispielhaft herausgreifen, dann vielleicht die überwältigende Darstellung, die das sechste Quartett aus Opus 64, das Es-Dur Quartett, erfährt. Im Kopfsatz fasziniert das ungezwungene Spiel mit Haydns kontrapunktischen Finessen, das einhergeht mit subtilen Wechseln der Klangfärbung und einer unterschiedlich angegangenen Luftigkeit der Atmosphäre, ein Aspekt, der auch nachfolgend das Andante bestimmt. Hier ist es ein feinnerviges Changieren zwischen filigran gehandhabter Intimität in den Rahmenteilen und einer gleichsam orchestralen Dichte im Mittelteil des Satzes. Dass sich bei alledem Haydns instrumentatorische Zuordnungen bis in die kleinsten Verästelungen hinein verfolgen lassen, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der auf äußerste Durchsichtigkeit angelegten Aufnahmetechnik.

Thomas Bopp [29.11.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Joseph Haydn
1Streichquartett C-Dur op. 64 Nr. 1 Hob. III:65 00:25:12
5Streichquartett h-Moll op. 64 Nr. 2 Hob. III:68 (Tost-Quartett Nr. 2, ) 00:23:33
9Streichquartett B-Dur op. 64 Nr. 3 Hob. III:67 00:26:31
CD/SACD 2
1Streichquartett G-Dur op. 64 Nr. 4 Hob. III:66 00:20:46
5Streichquartett D-Dur op. 64 Nr. 5 Hob. III:63 (Lerchenquartett) 00:21:20
9Streichquartett Es-Dur op. 64 Nr. 6 Hob. III:64 00:21:48

Interpreten der Einspielung

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