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Besprechung CD

Franz Danzi Complete Symphonies

cpo 777 351-2

2 CD • 1h 57min • 2007

06.09.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Aus dem umfangreichen Schaffen von Franz Danzi, dem späten Spross der Mannheimer Schule, haben sich vor allem Instrumentalwerke im Repertoire gehalten. Seine außerordentlich dankbaren Bläserquintette gehören zum Besten dieser Gattung, seine konzertanten Werke – auch hier vor allem jene für Blasinstrumente – werden von Instrumentalisten wie Hörern gleichermaßen hoch geschätzt. Nun liegen hier erstmals Danzis sechs Sinfonien in einer Gesamtaufnahme vor. Sie verteilen sich ihrer Entstehung nach über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren. Die Sinrfonien in D-Dur und Es-Dur, im dem von Pechstaedt erstellten Verzeichnis unter Nummer 218 und 219 gelistet, wurden spätestens 1790 komponiert und können als hörenswerte Jugendwerke gelten. Wenige Jahre später dürfte die d-Moll-Sinfonie entstanden sein, die zusammen mit der nach 1800 komponierten C-Dur-Sinfonie 1804 im Druck erschien und ebenso wie das Schwesterwerk im gleichen Jahr im Leipziger Gewandhaus zur Aufführung kam. Erst 1818 veröffentlichte Danzi dann nochmals zwei Sinfonien in B-dur P 222 und D-dur P 223, die vermutlich aus den Jahren seiner Kapellmeistertätigkeit in Karlsruhe stammen.

Auch wenn alle sechs Sinfonien äußerlich dem gleichen Schema folgen – zwei schnelle Sätze umrahmen ein Andante und ein Menuett mit Trio – ist die Faktur doch denkbar unterschiedlich, ist Danzis origineller, innovativer Geist, der immer nach neuen und unkonventionellen Lösungen für die gegebenen Aufgaben sucht, allerorten spürbar. Da gibt es langsame Einleitungen, die auf ganz verschiedene Weise mit dem folgenden Sonatensatz verknüpft sind, und eigenwillige Formgebung in den Finalsätzen, die Merkmale der Sonaten- und der Rondoform mischen. Da gibt es eine unerschöpfliche rhythmische Vielfalt, eine reiche Harmonik und fantasievolle tonale Anlage, reizvolle kantable Melodiebildung, raffinierte motivische Arbeit, fugierte Abschnitte und eine äußerst farbige, wirkungsvolle Instrumentation – alles Faktoren, die dieser Musik ihre nie nachlassende Lebendigkeit verleihen. Auch hier in den Sinfonien sind die Bläser mit vielfältigen, oftmals solistischen Aufgaben betraut (was genau so gut zur Wirkung käme, wenn sie von der Aufnahmetechnik nicht so übertrieben bevorzugt würden wie in der vorliegenden Einspielung). Im Andante der C-Dur-Sinfonie sind von insgesamt 88 Takten nicht weniger als 72 allein den Bläsern vorbehalten, womit der Komponist der zeitgenössischen Kritik zufolge den „jetzt gewöhnlichen Zuschnitt“ doch allzusehr verlassen hatte. In der Tat erscheint Danzis Experimentierfreude in dieser Sinfonie auf dem Höhepunkt, während bei den beiden letzten Sinfonien bei allem unverminderten Einfallsreichtum eher ein Streben nach klassischer Ausgewogenheit im Vordergrund steht.

Der Dirigent Howard Griffiths erweist sich einmal mehr als Mann für die groben Effekte, der es krachen und schmettern lässt, wo immer sich auch nur andeutungsweise die Gelegenheit dazu bietet, und der das Orchester mit eiserner Hand unausgesetzt zu höchster Anspannung treibt. Da werden die dynamischen Kontraste gnadenlos ausgereizt und die Tempi aufs Äußerste getrieben. Den Charme gelösten Musizierens kann man erst in der abschließenden Es-Dur-Sinfonie andeutungsweise erfahren. Doch bei genauem Hinhören kann man jenseits dieser plakativen Wiedergabe den Reichtum, die Individualität und die subtile Schönheit von Danzis Musik entdecken – und das lohnt allemal die Anschaffung, zumal die Veröffentlichung mit einem interessanten, kenntnisreichen Begleittext ausgestattet ist.

Sixtus König † † [06.09.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Danzi
1Sinfonie B-Dur P 222 00:20:38
5Sinfonie d-Moll P 220 00:17:13
9Sinfonie D-Dur P 218 00:16:41
CD/SACD 2
1Sinfonie D-Dur P 223 00:23:30
5Sinfonie C-Dur P 221 00:21:00
9Sinfonie Es-Dur P 219 00:17:58

Interpreten der Einspielung

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