Domenico Scarlatti Sonatas per cimbalo & Fandango
Alpha Productions 165
1 CD • 64min • 2009
08.09.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwölf Sonaten von Domenico Scarlatti und mittendrin der Fandango seines jüngeren Kollegen Antonio Soler. Erbarmen!… möchte man angesichts der überreichen Diskographie an Sonaten von Domenico Scarlatti, die der Komponist selbst beharrlich Essercizii nannte, rufen. Domenico Scarlattis Einordnung in das musikgeschichtliche Epochenschema fällt schwer: Anders als bei Bach und Händel lässt er sich nicht leicht als Meister des Spätbarock klassifizieren, seine Musik hat schon zuviel gemein mit dem Aufbruch der Generation der Bach-Söhne, und zuviel verdankt sie dem musikalischen Umfeld. Das spanische Kolorit färbt seine Musik sehr viel stärker als beispielsweise das polnische Telemanns Schaffen, auch wenn es bis ins Spätwerk seiner letzten Hamburger Jahre spürbar bleibt. Scarlattis Sonaten schmecken nach Spanien, und es wäre billig, nur den Flamenco als Assoziation zu benennen. Die faszinierende Mischung von Gravität und Ausgelassenheit, die Spaniens Kultur seit der Begründung des Reiches, „in dem die Sonne nicht untergeht“, kennzeichnet, verleiht auch Scarlattis musikalischem Kaleidoskop den Reichtum und Glanz der Farben.
Es spricht für die unerschöpfliche Fantasie Scarlattis und für die konstante Qualität seiner Kompositionen (und nebenbei auch für die Wachsamkeit seiner Interpreten, was den Markt angeht), dass es schwer ist, in den reichlichen Veröffentlichungen der letzten Jahre Aufnahmen derselben Sonaten für den Direktvergleich zu finden – nun ist Scarlatti doch auch wieder nicht so verschieden in seiner Komposition, dass man nicht doch Vergleichbares dort fände, wo identische Stücke zum Vergleich vorliegen. Man darf zum Vorteil aller begeisterten Scarlatti-Sammler jedenfalls feststellen, dass Bertrand Cuiller aus den vielen hundert Sonaten von Scarlatti sein Programm nicht mit Stücken zusammengestellt hat, die ebenfalls in den Programmen der Aufnahmen des noch jungen Jahrtausends figurieren. Es wäre ein Ausweis üblen Misstrauens, wollte man ihm als Flucht vor dem Vergleich auslegen, was in Wahrheit Beweis für dien nie versiegenden Quell der Inspiration bei Domenico Scarlattis ist.
Das Gegenteil ist der Fall: Vergleicht man die Atmosphäre, die Bertrand Cuiller mit seiner Scarlatti-CD heraufbeschwört, mit den Leistungen seiner Kollegen der neueren Scarlatti-Einspielungen wie Ottavio Dantone, Ewald Demeyre oder Emilia Fadini auf dem Fortepiano, dann wird man dem jungen Franzosen weder Engagement zu Passion noch Virtuosität absprechen können. Da hält er sich sogar gegen hochvirtuose Altmeister wie Andreas Staier oder Trevor Pinock wacker.
Positiv ist bei Cuiller anzumerken, dass er sich für ein Instrument italienischer Bauart entschieden hat. Die besonderen klanglichen Vorzüge des unerhört nuancierten Klangs der einmanualigen italienischen Instrumente, die gerade bei Scarlatti die Virtuosität des Interpreten in besonderer Weise fordern, sind freilich durch die allzu direkte Aufnahmetechnik, die das Ohr des Zuhörers in überaus unangenehmer Weise geradezu in das Instrument hereinzwingt, kaum wahrzunehmen. So entsteht eine schwer erträgliche Klangatmosphäre, die durch Direktheit und Unmittelbarkeit einen Teil der charmanten Stimmung, die dem Interpreten offenbar bei seiner Interpretation der Sonaten Domenico Scarlattis so sehr am Herzen lag, wieder zunichte macht.
Die fesselnde Interpretation von Solers Fandango, der eine bezwingend iberische Atmosphäre evoziert, ist einer besonderen Erwähnung wert – hier gelingt ein Stück historischer Folklore auf höchstem Niveau!
Detmar Huchting [08.09.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Sonate C-Dur K 420 | 00:03:51 |
2 | Sonate f-Moll K 462 L 438 – Andante | 00:05:47 |
3 | Sonata C major K 132 L 457 – Cantabile | 00:05:12 |
4 | Piano Sonata A major K 65 L 195 – Allegro | 00:02:37 |
Antonio Soler | ||
5 | Fandango d minor | 00:09:40 |
6 | Sonate G-Dur K 144 | 00:03:46 |
Domenico Scarlatti | ||
7 | Piano Sonata D major K 119 L 415 – Allegro | 00:04:59 |
8 | Klaviersonate g minor K 426 – Andante | 00:06:50 |
9 | Klaviersonate c-Moll K 115 L 407 | 00:04:01 |
10 | Sonate E-Dur K 206 | 00:05:45 |
11 | Essercizio f sharp minor K 25 – Allegro | 00:01:54 |
12 | Sonate E flat major K 475 L 220 – Allegrissimo | 00:02:39 |
13 | Klaviersonate g minor K 30 – Moderato |
Interpreten der Einspielung
- Bertrand Cuiller (Cembalo)