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Besprechung CD

Thaddäus Wolfgang von Dürnitz Sonatas for classical basson & fortepiano

Pan Classics PC 10216

1 CD • 74min • 2009

13.04.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

In seinen Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst schreibt Christian Friedrich Daniel Schubart 1784 über das Fagott: „Der Ton des Instruments ist so gesellschaftlich, so lieblich geschwätzig, so für jede unverdorbene Seele gestimmt, dass der letzte Tag der Welt gewiss noch viele tausend Fagotte unter uns antreffen wird." Mag das Ende der Welt noch so fern sein, das Fagott hat es als Soloinstrument nach wie vor schwer. Meist wird es nur als Generalbassinstrument oder, um mit Schubart zu reden, als „lieblich geschwätziges" Orchesterinstrument wahrgenommen – trotz der knapp 40 Fagottkonzerte Vivaldis, dem F-Dur-Konzert WoO 23 von Johann Nepomuk Hummel oder Mozarts Fagottkonzert KV 191, vermutlich ein Auftragswerk des kurbayerischen Freiherrn Thaddäus Wolfgang von Dürnitz (1756-1807), dem nachweislich Mozarts Klaviersonate D-Dur KV 284 gewidmet ist.

Dürnitz, komponierender Pianist und Fagottist, nimmer müder Musikaliensammler sowie kurfürstlich-bayerischer Kämmerer und Major à la Suite unter Karl Theodor in München, hat sechs um 1780 entstandene Sonaten für Fagott und Klavier hinterlassen, die zu den frühesten Werken dieser Gattung zählen. Es handelt sich dabei um technisch anspruchsvolle, in erster Linie aber um elegante, liebenswerte und vorwiegend lyrisch gehaltene zweisätzige Schöpfungen in meist zügigen Tempi und ausnahmslos Dur-Tonarten, die Konflikt- und Kontrastreiches fast vollständig ausklammern. Die Führungsrolle übernimmt weitestgehend das Klavier, dessen oft kapriziöse Linienführungen denen des Fagotts um nichts nachstehen. Manchmal gewinnt man sogar den Eindruck, als wolle der Mozart-Zeitgenosse seinen pianistischen Einfallsreichtum besonders unter Beweis stellen. Doch versäumt es Dürnitz keineswegs, das Fagott von seiner Schokoladenseite zu präsentieren. Sanfte Kantabilität verbindet er mit Burleskem, mit tänzerischen Momenten, quirligen Skalen und weiten Sprüngen, vor allem in den Finalrondos der Sonaten Nr. 1 B-Dur, Nr. 2 Es-Dur, Nr. 4 F-Dur und Nr. 5 G-Dur. Insgesamt pflegt der bayerische Adelige eine unaufgeregte Partnerschaft von Fagott und Klavier.

Aufregend ist jedoch, welche Ausdrucksvielfalt die auf historischen Instrumenten sehr vital musizierenden Sergio Azzolini (Fagott) und Edoardo Torbianelli (Fortepiano nach J. A. Stein, Augsburg 1782) dieser gefälligen, leichtfüßigen, aber keinerlei Überraschungen bietenden Musik entlocken. Und zwar Dank einer spannungsreichen Agogik und exzellenten Verzierungskunst (nähere Informationen zu der Verzierungstechnik des 18. Jahrhunderts bietet der vorzügliche Beitrag von Sergio Azzolini im CD-Booklet). Fast scheint es, als folge Azzolini hierbei der Neuen Fagottschule aus dem Jahr 1803 des großen Virtuosen Etienne Ozi, aus dessen Besitz das um 1770 von Isaac Keller gebaute und von Azzolini gespielte Instrument stammt. Bei Ozi ist zu lesen: „Man schmückt den Vortrag aus, indem man gewisse Noten mit einstreut, die zwar der Compositeur nicht vorschreiben durfte, die aber doch nöthig sind, um […] eine gewisse Einförmigkeit in einzelnen Gängen dadurch wegzubringen. Man muss aber in der Auswahl und Anwendung dieser verzierenden Noten sehr behutsam sein, damit sie auch allemal mit dem Accord der Note übereinstimmen, auf welche man sie anbringt." Tatsächlich sind es neben Azzolinis wunderbar biegsamem Ton und seinen herrlich ausgesungenen Phrasen besonders die sehr feinfühlig gesetzten Verzierungen, mit denen der Fagottist jederzeit zu überzeugen weiß.

Christof Jetzschke [13.04.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Thaddäus Wolfgang von Dürnitz
1Sonate Nr. 3 G-Dur für Fagott und Klavier 00:11:22
3Sonate Nr. 2 Es-Dur für Fagott und Klavier 00:12:06
5Sonate Nr. 1 B-Dur für Fagott und Klavier 00:11:20
7Sonate Nr. 4 F-Dur für Fagott und Klavier 00:13:24
9Sonate Nr. 6 C-Dur für Fagott und Klavier 00:12:01
11Sonate Nr. 5 G-Dur für Fagott und Klavier 00:13:10

Interpreten der Einspielung

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