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Besprechung CD

BIS 1693

1 CD • 70min • 2007

04.02.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Beethovens eigene Einrichtung des Violinkonzerts für melodiesüchtige Pianisten ist ein Sorgenkind der Interpreten geblieben – und auch der bewertenden Kritiker, ganz gleich, ob sie aus dem professionellen Umfeld oder dem lauschenden Publikum stammen. In der Tonträger-Geschichte der pianistischen Violinkonzert-Bewältigung sind einige Versuche, ja Experimente zu verzeichnen. Unter ihnen anspruchslose wie jene mit Jenö Jandó, eine sorgfältige, ja liebevoll ziselierende wie jene mit Ragna Schirmer, aber auch eine, die an violinistisch-pianistische Akupunktur denken lässt, die wir Olli Mustonen zu verdanken haben (wenn man es halbwegs gutmütig formulieren möchte). Ronald Brautigam – der wichtige, meiner Meinung nach wohl aber der wichtigste holländische Interpret der Gegenwart –, dieser fleißige, im besten Sinne umtriebige Instrumentalfanatiker zeigt uns nun, wie man mit dieser problematischen Transkription zu einem rundherum befriedigenden, ja begeisternden Ergebnis kommen kann. Es gelingt ihm, das kantable Potential der „Urfassung“ im Zuge forschenden, sinnenden, niemals übertrieben akzentuierenden Tastenspiels in Erinnerung zu halten – und zugleich entfaltet er die Möglichkeiten eines originellen Klavierkonzerts. Unter diesen Umständen handelt es sich natürlich um ein friedliches, allenfalls in der Kadenz (mit Pauken!) ein wenig ausrastendes Werk, dessen musikalischer Hauptgegenstand ein werbendes, weit über die Klaviatur streunendes Linienspiel bleibt, ganz im Sinne einer kolossalen, schier ausufernden Gesangszene mit abschließender Jagd-Romantik (sofern man bereit ist, das Rondo-Thema diesem Freiluftgewerbe zuzuordnen).

Mit dem G-Dur-Konzert trifft Brautigam auf starke Konkurrenz, denn in den vergangenen Dekaden der Tonaufzeichnung hat sich einiges angesammelt. Und dennoch gelingt es ihm, vom ersten – eröffnenden – Akkord an ein eigenes Weben und Walten zu entfalten, als habe er tatsächlich in musikantischer Abgeschiedenheit einzig und allein auf den vorliegenden Text reagiert, das heißt: in Kenntnis sicher einiger so genannter Modell-Einspielungen, aber weitgehend unbeeinflusst von deren Vorgaben, was Phrasierung und dergleichen anbelangt. Grundlage für diese – auch orchestral tadellose – Einspielung des G-Dur-Konzerts ist die revidierte Version von 1808, die im Klavierpart der Rahmensätze einige Änderungen enthält. Den Kennern werden sie auffallen, den Musikliebhabern auf Distanz zu solchen Feinheiten wird das ebenso willkommen wie gleichgültig bleiben.

Ein Hinweis zum faszinierenden Problemkreis Violinkonzert-Verfrachtung in Richtung Klavierkonzert sei an dieser Stelle erlaubt. Seit neuestem ist Dejan Lazic’ Transkription des Brahms-Violinkonzerts (op. 77) im Handel. Ein für mein tolerantes Empfinden gelungenes, ja wegweisendes Experiment, dessen Ergebnis eine kühne Behauptung seitens der Channel Classics-Produzenten rechtens erscheinen lässt, nämlich: es handelte sich nun um das dritte Klavierkonzert von Brahms (CCS SA 29410).

Vergleichsaufnahmen: Op. 58: Kempff – Abendroth (Andromeda 9056), Kempff – Reyna (Caracas 3.1956 /IDIS 6481/82), Plagge – Beissel (Aida 57230563), Zimerman – Bernstein (DG VHS 072179-2), Lang Lang – Eschenbach (DG 477 6719), Pletnev – Gansch Christian (DG 477 6416), Takahashi – Müller-Brühl (Naxos 8.570749-51D),

Gulda (Wien 21.1.1953 Orfeo C 745 071 B), Adni – Klemperer (London 9.1971 / (Testament SBT2 1425), Biret– Wit (IBA/Naxos 8.571257), Haskil – Dixon (Berlin 1954 /Audite 23.421), Gulda (Lugano 14.5.1965 /Ermitage 155), Backhaus – Böhm (Berlin 1950 /audite 95.610), Backhaus – Cantelli (New York 18.3.1956 /Hänssler PH 10006), Backhaus – Schmidt-Isserstedt (Decca), Kempff – van Kempen (DG), Brendel – Haitink (Philips), Gould – Bernstein (Sony SRCR 1933), Gilels - L.Ludwig (Great Pianists Philips 456 793-2), Gieseking – Karajan (Great Pianists Philips 456 811-2), Schnabel – Sargent (Naxos 8.110639), Gieseking – Böhm (1939 /Cedar RY 61), E.Fischer – Fistoulari (Music & Arts 1080/6), Rubinstein – Beecham (Testament SBT 1154), Gieseking – Dorati (Music & Arts 1098/4), Kempff - van Kempen (Dante HPC 071), Curzon – Kubelik (audite 95.459), Badura-Skoda (DHM/BMG 77474 2), Webersinke – Konwitschny (Berlin classics /Eterna 0031562 BC), Grimaud – Masur (Teldec 3984-26869-2), R.Serkin - A.Schneider (Marlboro Festival Orchestra 7.74 /Sony SM2K 89200), Musulin - Böhm (Hännsler 93-014), Moravec - Belohlavek (Supraphon 3714-2031), Pollini - Böhm (DG 459038-2), Haskil – Rossi (History / Piano Masters 203165-306); Op. 61: Mustonen (Ondine ODE 1123-5), Schoonderwoerd Arthur – de Filippi Luigi (Cristofori Alpha 122), Oppitz – Janowski (RCA 68532 2), Duchable – Menuhin (EMI 556875 2), Jandó – Drahos (Naxos 8.554288), R. Schirmer – Boreyko (Berlin classics 0017722 BC).

Peter Cossé † [04.02.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Piano Concerto No. 4 G major op. 58 00:30:40
4Violinkonzert D-Dur op. 61a (Bearb. für Klavier und Orchester) 00:38:00

Interpreten der Einspielung

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