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Besprechung CD

Nicolas Bacri

Sturm und Drang

BIS 1579

1 CD • 59min • 2006

10.11.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Der französische Komponist, Absolvent des Pariser Conservatoire und Rompreisträger Nicolas Bacri (geb. 1961) wird von weiten Teilen der sogenannten Avantgarde mißtrauisch beäugt – er bekennt sich nachdrücklich zur Melodie und zur frei gehandhabten Tonalität. Das Idiom der auf dieser CD vorgelegten Werke ist ausgesprochen persönlich; zugleich denkt man immer wieder an den späten Honegger, Frank Martin und Sibelius, denn Bacri komponiert „Urgestein“. Zu finden sind hier die zwei fertigen Konzerte der in Entstehung befindlichen Les quatre saisons op. 80, das Flötenkonzert op. 63, das Nocturne op. 90 für Cello und Streicher und insbesondere die kuriose Symphonie Classique op. 49 „Sturm und Drang“ – die vierte seiner bisher sechs vollendeten Sinfonien. Sie spielt auf Prokofieffs gleichnamiges Werk an; ihre vier Sätze sind zugleich eine Hommage an Richard Strauss, Strawinsky, Schönberg und Weill. Im weiteren Sinn ist sie eine Neubewertung des Neoklassizismus aus heutiger Sicht, der das Kunststück gelingt, die Vorbilder durchklingen zu lassen, ohne eklektizistisch zu wirken. Im Gegenteil ist auch hier die Tonsprache einheitlich und sehr persönlich, jedoch nie beliebig.

Die Solokonzerte sind durchweg ebenso spannend und hervorragend gelungen: Das grüblerische Nocturne dauert nur vier Minuten, ist jedoch hoch konzentriert und birst fast vor Innenspannung. Das feinsinnige, dreisätzige Flötenkonzert ist genauso instrumentiert wie Sir Lennox Berkeleys vorzügliche Instrumentierung der Flötensonate von Poulenc – doppelte Holzbläser, zwei Hörner, Schlagzeug und Streicher. Bacri entlockt dem kleinen Orchester ausgesprochen viele interessante Klangfarben, mit einer Raffinesse, die an Ravel (Le Tombeau de Couperin) und das Flötenkonzert von Carl Nielsen erinnert.

Die fertiggestellten ersten beiden Jahreszeiten-Konzerte für Solo-Oboe, weitere Soli und Streichorchester sind hinsichtlich der für 2012 anvisierten Fertigstellung des gesamten Zyklus sehr vielversprechend – aufregende Stücke, die auf ihre persönliche Weise immer noch dem barocken Concerto-Prinzip verpflichtet sind. Für diese Art Musik gibt man als Musiker gern all sein Herzblut; so auch die vorzüglichen SolistInnen Sharon Bezaly (Flöte), Francois Leleux (Oboe), Lisa Batiashvili (Violine) und Riita Pesola (Cello) sowie vor allem die Tapiola Sinfonietta unter Jean-Jacques Kantorow. Es ist immer wieder faszinierend zu hören, wie erschöpfend dieses erstrangige Kammerorchester und sein sensibler Dirigent gerade die sinnliche Komponente der Musik auszuloten verstehen – ob nun brodelnde Energie, Schmachten und Schwelgen, elegante Akuratesse oder Vielfalt der Details. Für mich die bisher aufregendste Ersteinspielung zeitgenössischer Musik des Jahres, in untadeliger BIS-Tonqualität.

Dr. Benjamin G. Cohrs [10.11.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Nicolas Bacri
1Concerto amoroso op. 80 Nr. 2 (Le Printemps) 00:13:08
4Konzert op. 63 für Flöte und Orchester 00:15:53
7Concerto nostalgico op. 80 Nr. 1 (L' Automne) 00:10:24
8Nocturne op. 90 für Violoncello und Streichorchester 00:04:14
9Sinfonie op. 49 (Symphonie classique "Sturm und Drang") 00:13:50

Interpreten der Einspielung

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