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Besprechung CD

Beethoven: Variationen

hänssler CLASSIC 98.599

1 CD • 79min • 2007

18.05.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Gesamteinspielungen der Beethovenschen Klavier-Variationen mit Alfred Brendel und Rudolf Buchbinder liegen schon einige Jahrzehnte zurück. Später waren es verschiedene Interpreten (Pletnev, Cascioli etwa), die sich für ein Jubiläumsprojekt der Deutschen Grammophon interessieren bzw. verwerten ließen. Das pianistische Augen- und Fingermerk liegt im Allgemeinen auf den kapitalen Diabelli- und den Eroica-Variationen. Von den weniger anspruchsvollen, dabei durchaus attraktiven, oft hochvirtuosen, auch humorvollen, zuweilen zeit- und musikkritischen Themenveränderungen genießen die F-Dur-Variationen op. 34 eine Vorzugsstellung – zumindest wenn es um Plattenaufnahmen geht (im Konzertsaal wird man ihnen leider kaum je begegnen). So überraschte Emil Gilels in den 60er Jahren, als er in seinen Konzertprogrammen die umfangreichen Waldmädchen-Variationen riskierte (nebenbei gesagt: im Vortrag mit leuchtendem Ton, mit großer Vortriebsenergie, aber auch mit verflucht vielen falschen Noten!).

Unter diesen flüchtig angesprochenen Umständen ist es dem aus Düsseldorf stammenden , in London bei Peter Feuchtwanger ausgebildeten Florian Uhlig und seinem Herausgeber Hänssler zu danken, wenn endlich einmal wieder ein junger, aufstrebender Pianist Aufmerksamkeit für die seltener beachteten Variations-Zyklen bekundet. Florian Uhlig verfügt über jene Feinmechanik, die zur Grundierung und zur Mobilisierung der vielen hurtigen Einzelaufgaben nicht nur unabdingbar ist, sondern den Clip-artigen Wechselwirkungen in ihrer dramaturgischen, oft geradezu schockierenden Abfolge Sinn und Zusammenhang sichert. Darüber hinaus überzeugt Uhlig vom ersten Ton an mit einem persönlichen Anschlag, mit einer hellen, durchsichtigen Abmischung der harmonischen Abenteuerlichkeiten, wobei es besonders im Verlauf der Eroica-Variationen auffällt, dass ihm alles Verhüllende, klanglich Verschliffene – wenn man will: pedalisiert Unehrenhafte – zuwider scheint. Gestochen scharf wirken die einzelnen Themenabwandlungen abgebildet – die Linke weiß jederzeit, was die Rechte tut (und umgekehrt – und wir Hörer sind gleichsam hautnah dabei). Ein wenig erinnert Uhlig in den besonders „punktierten“ Passagen (op. 35!) an Olli Mustonens scharf geschnittene Klavierästhetik. Aber im Unterschied zu seinem finnischen Kollegen drückt sich der Deutsche, wenn es gefordert ist, nicht um ein schönes, gleichwohl luftiges Legato herum.

Seit 2008 ist Florian Uhlig künstlerischer Leiter des International Mozart Festivals in Johannesburg. Es ist – wie mir vorkommt – Auszeichnung und Bestätigung einer noch jungen, erfolgreichen Karriere, zu deren Höhepunkten Aufführungen von Pendereckis Klavierkonzert mit dem Iceland Symphony Orchestra und dem Simon Bolivar Youth Orchestra gehören (unter der Leitung des Komponisten!). Mit den Beethoven-Variationen hat sich der auch kammermusikalisch und Lied pianistisch engagierte Musiker deutlich bemerkbar gemacht und für eine weitere Folge auf diesem Sektor empfohlen.

Vergleichsaufnahmen: Brendel (Vox), Buchbinder (Telefunken); op. 34: Gould (1952 /CBC Records PSCD 20306); op. 35: Gulda (Genf 1951 /Archipel Records ARPCD 0336), Petersen (Genuin 86076), Gilels (Melodya 10 01132, DG 453733-2), Gould (1952 /CBC Records PSCD 20306), Pletnev DG 457493-2), Richter (Eurodisc), Gould (Sony).

Peter Cossé † [18.05.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Fünf Variationen über Rule Britannia WoO 79 00:04:58
2Variationen und eine Fuge über ein eigenes Thema Es-Dur op. 35 (Eroica-Variationen) 00:23:32
312 Variationen über den russischen Tanz a. d. Ballett Das Waldmädchen v. Wranitzky A-Dur WoO 71 WoO 71 00:12:03
4Sechs Variationen F-Dur über ein Schweizer Lied WoO 64 00:03:01
5Acht Variationen über Une fièvre brulante aus Richard Coeur de Lion v. Grétry WoO 72 00:06:53
624 Variationen über Veni amore von V. Righini WoO 65 00:20:55
7Sieben Variationen über "God save the King" WoO 78 00:08:06

Interpreten der Einspielung

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