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Besprechung CD

Colosseum Classics COL 9203.2

1 CD • 34min • [P] 2009

11.02.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mit der Veröffentlichung von Brahms' Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83 und Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23 liegt nun die vierte CD der auf acht Folgen angelegten Kurt Leimer-Sonderedition vor. Warum Walter Gieseking, Wilhelm Furtwängler, Carl Schuricht oder Richard Strauss das Spiel des Wladimir Horbowsky- und Edwin Fischer-Schülers Kurt Leimer (1920-1974) in den höchsten Tönen lobten, kann man anhand der vorliegenden Aufnahmen aus den späten 60er-Jahren mit den Nürnberger Symphonikern unter Erich Kloss (Brahms) und von 1971 mit dem Symphony of the Air-Orchestra New York unter der Leitung von Günther Neidlinger (Tschaikowsky) bestens nachvollziehen. Neben Leimers stupender Pianistik ist es in besonderem Maße die geistige Durchdringung beider Konzerte, die unentwegt zum Aufhorchen zwingt. Er lässt nicht in einer vordergründigen Selbstinszenierung nur die Muskeln spielen, wie es zahlreiche Pianisten der unterschiedlichen Generationen praktizierten und leider noch immer praktizieren. Geradlinig, schnörkellos, analytisch sowie streng im Rhythmus und Tempo bewegt er sich durch beide Werke. Das Erstaunliche an Leimers ungemein straffem und perkussivem, nur sparsam pedalisiertem Spiel ist, dass die harschen Akzente und oft unbarmherzig herausgemeißelten Ton- und Akkordfolgen nicht überdosiert wirken, sondern die logische Folge einer in ihrer Konturenschärfe kompromisslosen Gestaltung sind. Dass es dabei im Allegro appassionato des Brahms-Konzerts gelegentlich ein wenig holpert, ist verzeihlich. Ebenso die Tatsache, dass Leimer – wie übrigens auch jeder andere Pianist auf dieser Welt – mitunter Zugeständnisse an den stellenweise ungeheuerlichen Brahmsschen Klaviersatz machen muss. Befremdlich finde ich allerdings die Ausdrucksarmut und Ruhelosigkeit, die Leimer in dem so gesanglichen Andante an den Tag legt. Trotzdem bin ich versucht, diese Aufnahme in die Nähe der Referenzeinspielung mit Svjatoslav Richter und dem Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Erich Leinsdorf zu rücken. Wenn Kurt Leimer auch nicht über die Phantasie und das Feuer eines Svjatoslav Richters verfügt, so ist seine klare Brahms-Deutung doch unwiderstehlich. Und was ihm an Farbigkeit fehlt, steuern die flexibel auf den Pianisten reagierenden Nürnberger Symphoniker bei.

Das Miteinander von Solist und dem sehr engagiert zur Sache gehenden Symphony of the Air-Orchestra New York in Tschaikowskys b-Moll-Konzert kann man nicht durchweg als organisch bezeichnen. Die Impulse gibt allein Kurt Leimer. Er treibt das Orchester mit einer beinahe schon erschreckenden Virtuosität an, die nicht nur in den bestechend scharfen Doppeloktaven an die beiden Einspielungen von Wladimir Horowitz aus den 40er-Jahren denken lässt. In Leimers Tschaikowsky vermisse ich jedoch große und überraschende Momente. Die enorme Ausdrucksfülle dieses Konzert-Schlachtrosses findet in der ungestümen Gangart des in Wiesbaden geborenen Pianisten kaum einen Widerhall. Doch auch hier gilt: Das sezierende, ab und zu leider etwas ruppige Spiel Kurt Leimers führt zu einer (formal) absolut stringenten Gestaltung. Und es verströmt wegen seines unsentimentalen Ansatzes gerade im Andantino simplice – Prestissimo dann doch einen gewissen Zauber: sowohl in der Intimität der Eckteile als auch in der völlig unangestrengten Brillanz des – wie es Tschaikowsky fordert – „so schnell wie möglich" zu spielenden Mittelabschnitts.

Christof Jetzschke [11.02.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Konzert Nr. 2 B-Dur op. 83 für Klavier und Orchester 00:44:51
Peter Tschaikowsky
5Konzert Nr. 1 b-Moll op. 23 für Klavier und Orchester 00:30:51

Interpreten der Einspielung

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