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Besprechung CD zum Thema
Orgelmusik

Johannes Brahms Complete Organ Works

cpo 777 384-2

1 CD • 68min • 2005, 2007

12.02.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

„Solch ein Mensch, solch eine Seele! Und er glaubt an nichts, er glaubt an nichts!“, notierte Anton Dvořák in offenkundiger Verzweiflung 1896 über den von ihm hochverehrten Freund und Meister. Wohl hatte sich Brahms von kirchlichen Bindungen abgewandt, doch scheint er sich eine persönliche, innere Religiosität bewahrt zu haben. Über die wird freilich wenig oder nichts über seine Lippen gekommen sein, schon gar nicht zu dem auf ganz in den traditionellen Spuren der Habsburgermonarchie frommen Katholiken Dvořák. Brahms scheint auch die Orgel nicht als ihm besonders angemessenes künstlerisches Ausdrucksmittel betrachtet zu haben, denn von seinen aus dieser CD vereinten Orgelwerken hat er selbst keines veröffentlicht und einer Opuszahl für würdig gehalten. Selbst seine 11 Choralvorspiele, die im Sommer 1896 unter dem Eindruck des Todes der Freundin Clara Schumann und möglicherweise auch im Gefühl einer sich verschlechternden Gesundheit (er starb im April 1897 an Pankreaskrebs) entstanden sind, haben ihre Opuszahl 122 erst postum erhalten.

Eines offenbaren die Präludien, Fugen und Choräle dieser CD zweifellos: Brahms glaubte an die Musik, und an die Zeitlosigkeit guter Musik. So steigt er furchtlos in die Tiefe der Geschichte hinab und übt seine Kompositionskunst in polyphonen Disziplinen, die für die meisten seiner Zeitgenossen ausgestorben waren. Und wie durch ein Wunder kommen keine musikalischen Stilmöbel dabei heraus, die an die historisierenden Ungetüme des Neobarock und der Neorenaissance erinnern, mit denen die Architekten die Wohnquartiere der neureichen Gründerzeitgesellschaft füllten. Bei Johannes Brahms ist alles gediegene Meisterschaft und tief empfundene Kunst; bei den Präludien und Fugen zeigt sich auch ein fast wissenschaftlicher Ehrgeiz, es den Alten gleichzutun, vor allem natürlich Bach, dem Leitstern! Die 11 Choralvorspiele hingegen verströmen eine Atmosphäre von Trauer und Schwermut, dass einem Zuhörer fast der Gedanke kommen könnte, in einem Augenblick persönlichster Emotion wie ein Eindringling zu stören.

Die Orgel, welche Anne Horsch ausgesucht hat, ist als sorgfältig erhaltenes Instrument aus dem Jahr 1887, das später behutsam vergrößert wurde, für ihr Brahms-Projekt bestens geeignet. Doch bleibt das Orgelwerk von Johannes Brahms ein Randaspekt seines Schaffens, den auch diese mit viel Engagement unternommene Produktion nicht aufzuwerten vermag. Einen Stellenwert wie bei Mendelssohn, Franck oder gar Reger kann die Orgel bei Johannes Brahms nicht beanspruchen.

Detmar Huchting [12.02.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Choralvorspiel und Fuge über O Traurigkeit, o Herzeleid WoO 7 00:10:12
4Präludium und Fuge g-Moll WoO 10 00:07:32
5Fuge as-Moll WoO 8 00:08:19
6Elf Choralvorspiele op. 122 00:35:54
17Präludium und Fuge a-Moll WoO 9 00:05:56

Interpreten der Einspielung

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