cpo 777 308-2
1 CD • 63min • 2007
22.08.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit einer abwechslungsreichen Werkauswahl setzt cpo die Erkundung des umfangreichen Oeuvres des deutsch-niederländischen Komponisten Julius Röntgen fort. Zwei Seelen wohnten in der Brust des 1855 in Leipzig geborenen Komponisten, Dirigenten, Pianisten und Lehrers, der ab 1878 in den Niederlanden lebte und wirkte und 1932 in Bilthoven bei Utrecht starb. Die Sinfonien verraten die deutsche Ausbildung (bei Moritz Hauptmann in Leipzig und Franz Lachner in München), die Suite Oud-Nederland steht für Röntgens mit der Übersiedlung nach Amsterdam erwachtes Interesse an der alten Volksmusik der Niederlande, das ihn zum eigentlichen Schöpfer einer niederländischen Musik im Sinne der nationalen Schulen macht. Die 1918 für Klavier geschriebenen, ein Jahr später für Orchester bearbeiteten Präludien und Fugen zeigen darüber hinaus noch andere Einflüsse (etwa von russischen oder französischen Komponisten wie Borodin und Debussy), die der Kosmopolit Röntgen, Freund von Johannes Brahms und Edvard Grieg, mühelos in seine Kompositionsweise integrierte.
Die Symphonietta humoristica von 1922 ist ein frisches, gefälliges Stück, das im zweiten Satz Con moto e con delicatezza auf eine frühere Liedkomposition zurückgreift – eine Technik, die Röntgen auch schon bei der Suite Oud-Nederland erfolgreich angewendet hatte, in der er sowohl eigene Lieder als auch altholländische Volkslieder verarbeitete. Die in wenigen Tagen entstandene einsätzige Walzersinfonie aus dem Jahr 1930, die zehnte der insgesamt einundzwanzig Sinfonien in Röntgens Werkverzeichnis, von denen nur zwei zu Lebzeiten des Komponisten aufgeführt wurden, mündet nach wechselnden Episoden (darunter auch einem fugierten Abschnitt) in einen schwungvollen Walzer, der das zehnminütige Werk zu einem brillanten Abschluss bringt.
Zusammen genommen ergibt das ein charakteristisches, recht umfassendes Porträt des Komponisten Röntgen auf dem Gebiet der Orchestermusik. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielt unter dem holländischen Dirigenten David Porcelijn, der bisher überwiegend in Australien tätig war, vital zupackend und manchmal etwas unbekümmert um letzte Präzision oder klangliche Balance. Immerhin haucht sie den lange vergessenen Partituren kräftiges Leben ein und gibt uns die Möglichkeit, wieder ein Stückchen mehr aus dem unerschlossenen Nachlass Röntgens kennen zu lernen und uns einmal mehr von der hohen Qualität seiner Musik zu überzeugen.
Sixtus König † † [22.08.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Julius Röntgen | ||
1 | Sinfonie Nr. 10 D-Dur (Walzersinfonie) | 00:09:48 |
2 | Symphonietta humoristica | 00:17:24 |
6 | Präludium und Fuge Nr. 1 | 00:07:30 |
8 | Präludium und Fuge Nr. 2 | 00:04:58 |
10 | Präludium und Fuge Nr. 3 | 00:05:40 |
11 | Oud-Nederland (Suite) | 00:17:57 |
Interpreten der Einspielung
- Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz (Orchester)
- David Porcelijn (Dirigent)