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Besprechung CD

Wenzel Ludwig Edler von Radolt Die Aller Treüeste Freindin (1701)

Challenge Classics CC72291

1 CD • 78min • [P] 2008

18.08.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Als Weltersteinspielung von Werken einer Gattung, die sich um die Wende zum 18. Jahrhundert in Wien großer Beliebtheit erfreute, hat die vorliegende CD mit dem in der Originalklang-Szene beheimateten Ensemble Ars Antiqua Austria und seinem Leiter, dem Geiger Gunar Letzbor, durchaus seine Berechtigung. Aufgenommen wurden Kompositionen des Wiener Lautenisten und Komponisten Wenzel Ludwig Edler von Radolt (1667-1716) – Werke, die dem sogenannten Wiener Lautenkonzert zuzurechnen sind. Dieser Terminus führt jedoch in die Irre. Bei Radolts Schöpfungen handelt es sich keineswegs um Konzerte im herkömmlichen Sinn, sondern um kammermusikalische Werke mit obligaten Lauten, in denen größtenteils der ersten Geige die Führungsrolle zukommt. Das einzig erhaltene Oeuvre Radolts ist eine Sammlung ebensolcher Concerti aus dem Jahr 1701 unter dem Titel Der Aller Treiesten, Verschwignesten und nach sowohl Fröhlichen als Traurigen Humor sich richtenden Freindin Vergesellschaft sich mit anderen getreüen Fasalen Unserer Innersten Gemuets Regungen. Ihr sind die hier nach langjährigen Recherchen eingespielten fünf Konzerte, eine Toccata und eine Sinfonia entnommen.

Dem Hörer eröffnet sich eine an Formen, Stilen und Charakteren vielfältige Klangwelt. Radolt verschmilzt italienische, französische und deutsche Stilmerkmale in meist standardisierten Tanzabfolgen. Zeitweise eingestreute Mode-Sätze, etwa die „Aria Pastorale“ und die „Querelle des Amantes“ in dem Concerto F-Dur, lockern das Bild auf. Das gilt auch für die Besetzungsvielfalt, die von drei Lauten, zwei Violinen, Diskantgambe und Bass bis zu einer eher intimen Spielart mit einer Violine, obligater Viola da Gamba, Laute und Bass reicht. Eine ungewöhnliche rhythmische Besonderheit stellt das G-Dur-Concerto dar, in dessen vier Sätzen gleichzeitig eine Allemande und Gigue, eine Courante und ein Menuett, eine Sarabande und Aria sowie eine Gavotte und Bourée zu hören sind. Reizvoll auch das Concerto C-Dur: Hier erklingen sämtliche Tänze über einer von der Traversflöte und Laute ausgeführten ostinaten Aria.

Trotzdem macht sich in dieser aristokratischen Klangwelt schon bald Eintönigkeit breit. Zwar des öfteren tänzerisch aufgehellt, gibt sich die Musik fast durchweg melancholisch und versonnen. Leicht gekünstelt wirkende Spielereien mit Rhythmen und Melodien, etwa in den Concerti G-Dur und C-Dur, verlieren schnell ihren Reiz; und die musikalische Rhetorik erschöpft sich meist in akademischer Formelhaftigkeit – alles Umstände, die nicht unbedingt das Interesse an dieser Musik über die gesamte Spielzeit der CD wach zu halten im Stande sind. Wenn also das Booklet davon spricht, dass mit dem ausgewählten Repertoire „von ganz allein ein farbiges Gemälde der Lautenensemblemusik im Umfeld des kaiserlichen Hofes in Wien um die Wende zum 18. Jahrhundert entsteht“, kann man dem nicht uneingeschränkt zustimmen. Daran ändert leider auch nichts die ebenmäßige, mitunter sehr eloquente Wiedergabe dieser Concerti durch das Ensemble Ars Antiqua Austria, das ohne die in der Originalklang-Szene oft üblichen, auf die Spitze getriebenen dynamischen, rhythmischen und artikulatorischen Schärfen auskommt.

Christof Jetzschke [18.08.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wenzel Ludwig Edler von Radolt
1Concerto e-Moll (transponiert) 00:14:28
10Aria C-Dur 00:08:32
18Toccata F-Dur 00:07:50
19Concerto F-Dur 00:11:01
26Concerto G-Dur 00:09:53
30Symphonia g-Moll 00:06:48
31Concerto g-Moll 00:19:11

Interpreten der Einspielung

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