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Besprechung CD

OehmsClassics OC 707

1 CD • 66min • 2007

28.01.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Hier handelt es sich in gewisser Weise um einen Etiketten-Schwindel: Die als Klangkörper angeführte “Deutsche Radio Philharmonie” ist das Orchester, das aus der Fusionierung der Rundfunkorchester in Saarbrücken und Kaiserslautern im Herbst 2007 hervorgegangen ist. Die hier vorgelegte, im März 2007 entstandene Aufnahme entstand jedoch noch mit dem Rundfunksinfonieorchester Saarbrücken in alter Besetzung. Erst die zweite Folge dieses neuen Schumann-Zyklus soll dann wirklich mit dem neuen Orchester erfolgen. Warum Oehms Classics schon den neuen Namen angibt, ist nicht recht nachzuvollziehen – zumal diese Produktion das Ende einer Ära dokumentiert: Das traditionsreiche Orchester aus Saarbrücken, das in den letzten Jahren unter Michael Stern und Günter Herbig als Chefdirigenten noch einmal zu ungebremstem Höhenflug fand und wunderbare Konzerte und Aufnahmen lieferte, wurde durch die Fusion mit dem traditionell eher für klassische Unterhaltung zuständigen Orchester aus Kaiserslautern in seiner bisherigen Qualität praktisch vernichtet und muß von seiner Klang- und Spielkultur her völlig neu aufgebaut werden. Man darf gespannt sein, ob Christoph Poppen als neuer Chefdirigent dieser Aufgabe gewachsen ist.

Dessen ungeachtet werfen die Darstellungen beider Sinfonien Fragen an Stanislaw Skrowaczewski auf – und darauf bezieht sich meine niedrige künstlerische Wertung: Die Tempo-Fluktuationen und Rubati sind erheblich, die Agogik entspricht einer Interpretationskultur, die an die “großen Alten” anknüpft und angesichts jüngerer, fulminanter und vor allem in sich schlüssiger Schumann-Einspielungen (etwa durch Thomas Dausgaard, Norrington oder Gardiner) zurückgeblieben scheint. Besonders “zu-spät-romantisch” musiziert wird die vierte Sinfonie, in der die strengen Temporelationen der Wiener Klassik nicht beachtet werden – mit typischen Fehlern der Aufführungstradition dieses Werkes: Wenn zum Beispiel in der Romanze die Musik der Einleitung der Sinfonie wiederkehrt (Tr. 6, ca. 1’04) ist das Tempo nicht identisch; das Grundtempo der ruhigen Teile ist überhaupt unerträglich langsam. Skrowaczewski scheint nicht einmal wichtige Eigenarten der Notationspraxis zu kennen – er läßt, wie die meisten Dirigenten, die punktierten Noten im Thema der Romanze nicht triolisch spielen, wodurch es wieder einmal zu dem bekannten, scheußlichen “Hinterherkleckern” des letzten begleitenden Sechzehntels in T. 9 kommt (Tr. 6, 0’47); unverständlicherweise ist das vorherige Sechzehntel der Begleitung im gleichen Takt aber mit der Melodie zusammen! Und natürlich sitzen die Geigengruppen nicht antiphonal. Auf der Strecke bleibt unterm Strich sowohl die innere Einheit der Werke wie auch die Durchsichtigkeit der Streicher-Stimmführung. Über all diese Dinge hört man nur aufgrund des nach wie vor ungemein lebendigen Zugriffs des Dirigenten hinweg und auch die vorletzte Orchesterformation zeigt noch einmal exemplarisch seine Tugenden: zupackende Virtuosität, beseeltes Musizieren, große Homogenität, Farbenreichtum und die Fähigkeit, einem guten Dirigenten alles zu bieten, was er verlangt. Es ist schlimm genug, daß die Rundfunkanstalten in den letzten zehn Jahren konsequent ihren Klangkörpern Einsparungen abverlangen und zugleich deren ursprüngliche Kernaufgaben verringern. Daß dabei auch noch hervorragende Orchester wie das aus Saarbrücken auf der Strecke bleiben, ist schade!

Dr. Benjamin G. Cohrs [28.01.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 (Frühlingssinfonie) 00:32:51
5Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 00:33:13

Interpreten der Einspielung

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