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Besprechung CD

Classic Clips CLCL103

1 CD • 70min • 2005

25.06.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Auf dem riskanten Terrain der jüngeren Pianistik tummeln sich Erfolgsaspiranten, die auf recht bodenständige, wenn nicht gar ländlich klingende Familiennamen hören: Hinterhuber, Vorraber, Krumpöck – aber auch arriviertere Bewerber um die Gunst des Publikums und der Veranstalter warten mit nicht eben Plakat-genehmen „Anschriften“ auf. Kennungen wie Grützmacher, Hinterhäuser oder Hierholzer fallen mir in diesem Zusammenhang ein – und immerhin besteht die Chance für jeden, gerade aus einem zunächst – wenigstens dem Klischee nach – etwas unkünstlerisch wirkenden Namen das Beste, nämlich Unverwechselbares zu machen. Der 1982 in Attendorn geborene Gerhard Vielhaber dürfte sich unter solchen Umständen auf günstigem Kurs befinden. Ausgebildet von Karl-Heinz Kämmerling in Hannover, auf Meisterkursen u.a. von Anatol Ugorski, Vitaly Margulis und Oxana Yablonskya weiterentwickelt und nun seit 2006 bei Jacques Rouvier in Berlin studierend, gibt sich Vielhaber mit seiner ersten (?) Solo-CD als Musiker von ausgeprägten Einfühlungsvermögen in die Kontrastprogramme der gewählten Aufgaben zu erkennen.

Geschmeidig, dabei keineswegs mit geölter, fettiger Sanglichkeit spürt er den Wellenbewegungen des Franck-Préludes nach, lässt sich tragen, ohne in Selbstvergessenheit dem hohen Cholesteringehalt dieser prä-choralen Gedanken zu verfallen. Mit gutem Benehmen fixiert Vielhaber im Folgenden die durch riskantes Übergreifen der linken Hand zu treffenden Spitzentöne. In manchen Einspielungen und Konzertdarbietungen – etwa von Evgeny Kissin und Grigory Sokolov (Schwetzingen 22.05.2001) – erhalten diese Arpeggio-Gipfel durch spitzen, ja martialischen Zugriff den Geräuschwert splitternden Glases (ein in diesem Fall, aber auch allgemein bei Franck unangemessenes, zumindest problematisches Verfahren). Vielhaber also konturiert hier maßvoll, artikuliert alles Verlangte bis hin zum erlösenden, strahlenden Fugen-Ende unter Vermeidung jeder Art von gestalterischer Extravaganz, wobei es ihm dennoch gelingt, die mittlere Vortragshitze jederzeit als die passendste dem Hörer ans Ohr zu legen. Weniger umständlich formuliert: Vielhaber überzeugt mich mit seiner noblen, umsichtig aus den Zonen des Diskreten heraus gesteigerten Franck-Belebung. Und er weiß auch Neues, Ungehörtes wie die acht kleinformatigen Akzente des 1923 geborenen Viktor Kalabis’ so plastisch auszuformen, dass man schon bei der ersten lauschenden Fühlungname über die formalen und technischen Nuancen hinaus einen Eindruck vom Spannungs- und Mitteilungsgehalt des gesamten Zyklus’ gewinnt.

Die im Umfeld der beiden genannten Werke hervorgehobenen Vorzüge von Vielhabers Klavierspiel erweisen sich auch im Verlauf der Schumann-Fantasie als gutes Fundament einer persönlichen, in den technischen Reizzonen beherrschten Vortragsstrategie. Vielhaber bindet und verbindet, lässt sich nicht verleiten, technische Hürden gleichsam sportlich zu überwinden – und er entgeht damit der Gefahr, etwa in den Sprungkombinationen gegen Ende des zweiten Satzes Leidenschaftlichkeit mit reiner, frecher Treffsicherheit zu verwechseln. Eine insgesamt ansprechende, für die Zukunft einiges versprechende Aufnahme - ermöglicht von der „Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit“ (GWK), doch auch die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ und die „Erich Ponto Stiftung“, als deren Stipendiat Vielhaber seiner Arbeit nachgeht, dürften Anteil am Zustandekommen dieser Edition haben.

Vergleichsaufnahmen: Franck: Kissin (RCA 09026 689102), Cortot (Piano Library PL 269), Shukow (telos Music TLS 036), Colom (Harmonia mundi LDC 2781086), Paley (Marco Polo 8.225044), Moravec (Philips 456 910-2), Katchen (Philips 456 856-2), Kolly (Tudor 7032)

Peter Cossé † [25.06.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
César Franck
1Prélude, Chorale et Fugue h-Moll FWV 21 00:19:08
Victor Kalabis
4Akcenty op. 26 00:17:50
Robert Schumann
12Fantasie C-Dur op. 17 00:33:01

Interpreten der Einspielung

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