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Besprechung CD

Leó Weiner

Paino Music Vol. 4

Hungaroton HCD 32403

1 CD • 70min • 2005, 2006

07.05.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Die hier erstmals auf Tonträger vorliegenden Aufnahmen von Leó Weiners eigenhändigen Transkriptionen einiger seiner Kammermusik- und Orchesterkompositionen bilden den Abschluss der vierteiligen Einspielung sämtlicher Klavierwerke des jüdisch-ungarischen Komponisten und Pädagogen durch den Pianisten István Kassai.

Leó Weiner (1885-1960) gilt in Abgrenzung zu der ungarischen Moderne seiner Zeitgenossen Bartók und Kodály als ein Meister der ungarisch-nationalen Romantik. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nannte man ihn gar den „ungarischen Mendelssohn“. Der Stil des zwischen 1907 und 1957 an der Budapester Musikhochschule Komposition und Kammermusik lehrenden Weiners orientiert sich stark am 19. Jahrhundert, durchaus an Beethoven und Brahms, erkennbar sowohl in seinen orchestralen Werken als auch in seiner Kammer- und Klaviermusik. Bereichert wurde letztere durch Weiners Bearbeitungen eigener größer besetzter Kompositionen für Klavier zu zwei und zu vier Händen – Ausdruck des Weinerschen Bedürfnisses, seine Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Jedoch findet sie in der heutigen öffentlichen Wahrnehmung kaum einen nennenswerten Widerhall, und das, obwohl einige der Großen des jüngeren Musiklebens zu Weiner „in die Lehre“ gingen: beispielsweise Fritz Reiner, Georg Solti oder Sándor Végh. Allein aus diesem Grund sind die Aufnahmen dieser CD von einem nicht zu unterschätzenden Wert. Zusätzlich gewähren sie tiefe Einblicke in die Kompositions- und musikalische Denkweise Leó Weiners, besonders deutlich in den Transkriptionen der Serenade für kleines Orchester op. 3 und des Streichquartetts Es-Dur op.4: von phantasievoller Poesie durchzogene Werke, eine gefällige, leicht zugängliche und volkstümlich inspirierte Musik, allerdings ohne große Höhepunkte – zumindest was ihre pianistische Ausformulierung betrifft.

Der 1959 in Budapest geborene Kadosa-Schüler István Kassai übernimmt hier beide Parts des vierhändigen Klaviersatzes. Trotz des insgesamt gelungenen Ergebnisses mag das ein Grund dafür sein, warum einige tänzerische Charaktere in ihrer Ausführung ein wenig hölzern daherkommen; ein „echter“ Klavierpartner hätte vielleicht für einen etwas natürlicheren melodischen und rhythmischen Fluss gesorgt. Ein anderes Bild vermitteln die zweihändigen Bearbeitungen der impressionistisch angehauchten Bühnenmusik Csongor und Tünde und der Tondichtung Toldi, in denen es Kassai versteht, die kammermusikalischen und orchestralen Klangspektren der Originale weitaus überzeugender zur Geltung zu bringen als im vierhändigen Vortrag der Serenade und des Streichquartetts. Kassais Stärken liegen vor allem in einer eleganten und nuancenreichen Tonformung sowie in einem schön getroffenen Erzählton des „Es war einmal“ – Eigenschaften, die man als das i-Tüpfelchen seiner Interpretationen von Toldi und Csongor und Tünde bezeichnen könnte.

Abschließend noch ein Wort zum Beiheft: Die Anmerkungen des Pianisten zum Playback- und Montage-Verfahren sind natürlich sinnvoll. In ihrer akribischen Ausführlichkeit wirken sie jedoch mehr wie eine aus der Not geborene Rechtfertigung, keinen gleichgesinnten Klavierpartner und keine Zeit zum gemeinsamen Einstudieren gefunden zu haben.

Christof Jetzschke [07.05.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Leó Weiner
1Serenade for Small Orchestra op. 3 00:19:37
5Streichquartett Nr. 1 Es-Dur op. 4 00:27:11
9Csongor und Tünde op. 10c (Ballett) 00:05:22
10Toldi op. 43c (Illustrationsmusik für den ersten Teil der epischen Trilogie) 00:17:12

Interpreten der Einspielung

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