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Besprechung CD

Historische Orgeln in Frankreich Andreas Silbermann 1730 Ebersmünster

Sinus Sin 3003

1 CD • 57min • [P] 2007

23.03.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Die neueste Folge der stetig anwachsenden, schon jetzt außerordentlich imposanten Reihe von Orgelbesichtigungen Albert Bolligers ist ganz besonders interessant, bietet sie doch Gelegenheit, einmal eine Arbeit Andreas Silbermanns näher zu studieren. Im Vergleich zu seinem um fünf Jahre jüngeren Bruder Gottfried steht Andreas (1678–1734) seit jeher etwas im Schatten; während Gottfried allein schon durch seine Bekanntschaft mit Johann Sebastian Bach berühmt wurde, ist Andreas weitaus weniger bekannt. Noch dazu wurden viele seiner insgesamt 34 Orgelbauten, wie das Beiheft berichtet, später verändert oder gar zerstört.

Zusammen mit der Andreas-Silbermann-Orgel in Marmoutier ist das Instrument der Abteikirche im elsässischen Ebersmünster eines von zwei einigermaßen guterhaltenen; es handelt sich um Silbermanns viertletzte Arbeit. Erste Wartungen wurden noch von Mitarbeitern Silbermanns ausgeführt, aber gerade im 19. Jahrhundert wurden einige weiterreichende Restaurierungen notwendig. Eine weitere Erneuerung erfuhr das Instrument 1938; erst in den Jahren 1997 bis 1998 jedoch brachte eine nach denkmalpflegerischen Kriterien durchgeführte Restaurierung, so weit es möglich war, den Originalzustand des Silbermann’schen Meisterwerkes zurück. Heute hat die Orgel wieder die originale Disposition von 1732, und die letzte Restaurierung ist – so weit man dies als Hörer der CD beurteilen kann – äußerst behutsam vor sich gegangen und deshalb als sehr gelungen zu bezeichnen.

In dieser weitgehend wiedergewonnenen Urgestalt wird das herrliche Instrument auf diesem – wie man das von den stets wertvollen Sinus-Produktionen gewohnt ist – überaus üppig und informativ ausgestatteten diskographischen Porträt vorgestellt. Ein weiteres Mal hat Albert Bolliger sehr interessante und dem Instrument angemessene, weil zeitgerechte und idiomatische Stücke ausgewählt, um es in seiner vollen Schönheit, aber auch seinen charakteristischen Eigenarten erstrahlen zu lassen. Zwei Hauptgedanken haben Bolliger in der Repertoirekompilation geleitet: Zum einen reflektieren die Kompositionen, darunter große Suiten von Jean-Adam Guilain oder Louis-Nicolas Clérambault, das harmonische System der Kirchentonarten, bringen also die reizvoll ungleichschwebende Stimmung des Instrumentes schön zur Geltung. Zum anderen liegt ein Fokus auf französischen Noël-Variationen, also besinnlichen Weihnachtsstücken – Hörer, die beim nächsten Christfest über Corelli und Bach auch einmal ältere Traditionen kennenlernen wollen, sollten hier zugreifen.

Besonders geglückt sind bei dieser Produktion die einzelnen Registrierungen, weil sie unaufdringlich, aber plastisch die Farbvielfalt des Instrumentes ausloten. Man höre etwa die wunderbar irisierende Mischung aus Voix humaine und Tremulant im „Récit“ des Noël pour l’amour de Marie von Pierre Dandrieu, den knackigen Bourdon in Guilains Suite du second ton, oder die geradezu fantastisch dröhnenden Bombarde/Trompette-Mixtur in der Chaconne aus Nicolas Sirets Suite en la mineur; ein speziell moderner, geradezu minimalistischer Reiz geht von der Noël-Komposition Dandrieus aus: Dieses Wunderinstrument steckt voller himmlischer und erdiger Farben, und Bolliger holt sie alle hervor. Zudem läßt er gerade in den prächtigen Sätzen eine angenehm kraftvolle und entschiedene Artikulation hören: Diese Folge ist sicherlich ein Höhepunkt innerhalb der an Spitzen nicht gerade armen Reihe mit historischen Orgelporträts Bolligers.

Dieter Weiss [23.03.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Jacques André François Agincourt
1Pièces d'orgue de 4e ton
Pierre Dandrieu
2Noël pour l'amour de Marie
3Chantons je vous prie Noël hautement
Jean-Adam Guilain
4Suite du deuxième ton
Jean-François Dandrieu
5Je me suis levé (Noël)
Nicolas Siret
61e Sarabande
72e Sarabande
8Gavotte, Rondeau
9Chaconne
Jean-François Dandrieu
10Adam fut un pauvre homme (Noël)
Louis-Nicolas Clérambault
11Suite du deuxième ton

Interpreten der Einspielung

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