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Besprechung CD/SACD stereo/surround

BIS 1519

1 CD/SACD stereo/surround • 76min • 2005, 2006

03.09.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Thomas Dausgaard ist mit dem Schwedischen Kammerorchester eine brillante Einspielung gelungen, die bekannte und tradierte Urteile gegenüber dem Sinfoniker Schumann außer Kraft setzt. Insbesondere die beiden Sinfonien werden von allem (schädlichen) Ballast von Aufführungen aus zwei Jahrhunderten befreit. Dausgaard nutzt offenkundig Erfahrungen mit historischer Aufführungspraxis und „Originalklang“ für seine Arbeit und hat sich, den Musikern und den Hörern damit einen neuen Zugang zu den Werken erschlossen. Es bedarf, wie diese Aufnahme zeigt, keiner Re-Orchestrierung (vgl. Gustav Mahler) und keiner Retuschen (vgl. George Szell), ja auch keines besonders großen Orchesters, um diese Sinfonien ins rechte Licht zu rücken. Das Schwedische Kammeror-chester schafft das auch klangliche Wunder in einer Beset-zung von nur 38 Musikern – einem Orchester in ähnlicher Größe, wie es Schumann in Düsseldorf zur Verfügung gestanden hat. Nebenbei wird auch die Modernität dieser Werke deutlich.

Schumanns zweite Sinfonie ist in einer furios zu nennenden, ebenso animierten wie energischen und stets differenzierten Aufführung zu hören, durchweg in pulsierend-bewegten, teils drängenden Zeitmaßen, sehr akzentuiert in Dynamik und Agogik. Das Scherzo ist sehr schnell, aber nicht rasend-verhuscht, das Adagio wird mit großem Ton und Ausdruck, doch nie schleppend musiziert. Die Ecksätze haben eine schier elektrisierende Verve.

Die vierte Sinfonie unterscheidet sich in der schon von Johannes Brahms favorisierten und gegen den Willen Clara Schumanns gedruckten Originalgestalt von 1841 zum Teil gravierend von der zweiten Fassung (man vergleiche nur einmal den Übergang vom dritten zum vier-ten Satz). Wenn man die großartigen, dabei sehr unter-schiedlichen Interpretationen eines Furtwängler, Konwitschny, Szell oder Sinopoli im Ohr hat, ist die Erstfas-sung merkwürdig und gewöhnungsbedürftig. Doch lässt sich gerade nach wiederholtem Hören und im Vergleich mit der bekannten zweiten Version ohrenfällig herausfinden, um wie viel moderner, direkter, experimenteller, ja undo-mestizierter diese Frühfassung ist. Sie lässt den Hörer auch heute noch unmittelbar teilhaben an der Rastlosigkeit, der gleichsam frei fließenden Phantasie, die vielen Schumann-Werken eigen ist.

Die gleichermaßen sorgfältige wie inspirierte Aufführung ist ein schlagendes Plädoyer für diese neue Version der Vierten. Wiederum wird bewegt, drängend, doch ohne Hektik musiziert, ist die Struktur klar, hört man Stimmen und Themen überaus deutlich (vgl. das Bratschenthema im Kopfsatz oder das Violinsolo in der Romanze) und zugleich im Kontext des Satzes. Das Scherzo ist wirklich „Presto“, das Finale ein bravouröses „Allegro vivace“, die Schlußstretta rasch, aber nicht atemlos, die Schluss-takte sind markant und frei von Bombast. Mustergültig auch hier die Klarheit und Präzision des Musizierens, die differenzierte Dynamik, die Spannung und die Durchhörbarkeit. Den gleichen positiven Eindruck vermitteln auch die Interpretationen der beiden Ouvertüren.

Der Brillanz der musikalischen Seite entspricht die der auf-nahmetechnischen. Der Klang ist präzise, transparent, far-big, räumlich, manchmal etwas schroff. Bei manchem Sforzato, mancher fortissimo-Attacke reißt es den Hörer schier aus dem Sessel.

Peter Heissler [03.09.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61
2Ouvertüre (1853)
3Julius Caesar op. 128 (Ouvertüre zu Shakespeares Schauspiel)
4Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120

Interpreten der Einspielung

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