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Besprechung CD

Michael Gielen

Brahms

SWRmusic 93.136

1 CD • 74min • 1993, 1989

20.04.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Ein sehr klarer, strenger, stellenweise gar nüchterner Brahms ist hier zu hören. Es scheint, als wolle Michael Gielen bei aller Klarheit, Genauigkeit und Deutlichkeit der Darstellung nie den Eindruck aufkommen lassen, dass es in diesen beiden Werken auch um (gelegentlich sogar heftige) Affekte gehe. Brahms dritte Sinfonie ist sicher eines der leidenschaftlichsten Werke des Komponisten. Selbst in der strengen Vierten geht es stellenweise affektvoll zu, immerhin hat Brahms hier ja ein echtes Scherzo komponiert, das er obendrein „giocoso“ überschrieb.

Gielens oberstes Prinzip ist, wie schon angedeutet, die Klarheit. Alles ist gut ausgehört und transparent angelegt, die Faktur der Werke tritt deutlich zutage, die thematische Arbeit lässt sich bestens verfolgen, die kammermusikalischen Passagen sind in ihr Recht gesetzt. Die Zeitmasse sind angenehm straff, fast immer fließend. Schon im Kopfsatz der Dritten macht Gielen deutlich, was Brahmssches „Brio“ sein kann – zügig bewegt sowie leicht bis stark drängend. Insgesamt wird nie willkürlich ritardiert oder geschleppt, wird kein Akzent übertrieben gesetzt, wird die Dynamik nie überdehnt, gibt es keine vordergründig äußerliche Dramatisierung der beiden Werke. Wer die unsäglich sentimentalen Darstellungen des wunderbaren dritten Satzes der F-Dur-Sinfonie kennt, der ist erfreut, wie Gielen dieses Poco Allegretto auf seinen wahren Nenner bringt: wiederum bewegt und nicht schleichend, mit großem, aber nicht übertrieben großem Ton und mit verhaltener Leidenschaft – aber auch nicht nüchtern. Der vierten Sinfonie bekommt die Gielensche Disziplin und Strenge, aber auch das „energico“, das schon den Kopfsatz dominiert, hervorragend.

Stellenweise aber klingen die Werke ein wenig nüchtern, insgesamt dürfte schon mehr Leidenschaft im Spiele sein. Die Reize der Interpretationen Gielens erschließen sich auch nicht beim ersten Hören.

Die clarté der Darstellung findet keine adäquate Entsprechung im Klang: Der ist zwar präsent und recht direkt, jedoch nicht sehr durchsichtig, manchmal fast etwas mulmig, niemals brillant und ebenfalls nicht opulent oder gar schwelgerisch (doch das mag auch Absicht sein).

Peter Heissler [20.04.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 00:34:49
5Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 00:38:44

Interpreten der Einspielung

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