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Besprechung CD

Franz Anton Hoffmeister Wind Serenades Vol. 2

cpo 777 133-2

1 CD • 73min • 2004

08.11.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Jugendliches Temperament, kombiniert mit einer Vitalität bis hin zum Ungestüm und eine von künstlerischer Meisterschaft geprägte Spielvirtuosität sind ein untrügliches Wahrzeichen für Dieter Klöcker. Mit seinem Consortium Classicum, dessen Ensemble-Erfahrung gegenwärtig (2005) auf ein vierzigjähriges Erfolgsjubiläum zurückblicken kann, hat er stets und immer wieder eine ebenbürtig-homogene Interpretenmannschaft vor den Studiomikrophonen und auf allen wichtigen Konzertpodien rund um den Erdball versammeln können. Seinem weit darüber hinausgreifenden Forscher- und Entdeckerdrang ist daher folgerichtig auch das vorliegende Fortsetzungsprogramm bislang unbeachteter Bläser-Kammermusiken des Wiener Klassikers Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) zu verdanken. Die Spuren der vom Consortium Classicum buchstäblich entstaubten Manuskripte weisen zum Nationalmuseum in Prag und zur entsprechenden mährischen Musiksammlung in Brünn. Gründe genug, um auf den Klang und die kompositorische Potenz dieser Funde neugierig zu sein.

Das Hörerlebnis ist mitreißend und verblüffend, weil man nie genau weiß, ob die modernen Consortium-Meisterbläser ein Übermaß an Tempo vorlegen, allen voran der Klarinettenprofessor Klöcker, oder ob die Haydn- und Mozart-Ära tatsächlich eine historisch ebenbürtige Star-Equipe im böhmisch-mährischen Umfeld von Prag und Brünn aufzuweisen hatte. Ein gewisses Indiz für eine gezielte Interpreten-Auswahl zur Entstehungszeit der Werke ist ihre handschriftliche Überlieferung. Da Hoffmeister zugleich das Geschäft eines Musikverlegers mit möglichst weiter Verbreitung seiner Kompositionen durch den Notendruck betrieben hatte, glaubte er selber wohl kaum an einen größeren Abnehmerkreis für seine spieltechnisch anspruchsvollen Sextette mit je zwei Klarinetten, Hörnern und Fagotten. Was jedenfalls durch die Umfunktionierung der ursprünglichen Allegro-Tempovorschriften zum Vivace, Vivo, ja Presto in den schnellen Sätzen – tendenziell auch bei den Menuetten – an Quirligkeit und etüdenhafter Figurenfülle vom Consortium Classicum gesteigert worden ist, enthüllt zugleich den kompositorischen Mechanismus dieser Beiträge des seinerzeit sehr beliebten Beethoven-Zeitgenossen. Kaum sind nämlich die ebenso volkstümlich schlichten wie hübschen Themenfloskeln in einer mehr oder weniger rudimentären Sonatensatzform vorgestellt worden, da werden sie von unermüdlichen, üppigen Tongirlanden und von den mit vertrackten Teufelssprüngen angereicherten Dudel-Episoden abgelöst.

Komplimente sind jedoch rundum angezeigt für das dargebotene Klarinetten-Feuerwerk Klöckers und für die außerordentlichen Horn- und Fagottkünste seiner Partner. Mit Genuß hört man dann – zur Entspannung – die sehr schönen und kantabel gestalteten Adagio-Sätze. Im Vergleich zu der auch im klassischen Wien nur kurzfristig verbreiteten französischen Mode des „Quatuor brillant“ (mit dem Solopart für einen virtuosen Geigenprimarius und einem begleitenden Streichertrio) haben die vorliegenden, brillanten Bläsersextette ebenfalls nur eine relativ kurze Verweildauer im Musikleben gehabt. Ihr Ruf und Ruhm hing damals an den wenigen herausragenden Bläserstars der Zeit, wie heutzutage, hier und jetzt, am Consortium Classicum. Kabinettstückchen der Musikgeschichte!

Dr. Gerhard Pätzig [08.11.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Anton Hoffmeister
1Esterházy-Parthia Nr. 5 B-Dur (Septett)
2Parthia Nr. 25 Es-Dur (Septett)
3Parthia Nr. 24 Es-Dur

Interpreten der Einspielung

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