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Besprechung CD

Zig Zag Territoires ZZT050601

1 CD • 62min • 2005

15.07.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Als eine interessante, jedoch nicht zu Ende gedachte Idee präsentiert diese CD unterschiedliche Bearbeitungen der berühmten Ciaconne von Bach für Violine solo (Nr. 5 der Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004). Die junge Pianistin Edna Stern (Brüssel, Jg. 1977) hat hier drei verschiedene Arrangements dieses Werkes für Klavier solo zusammengestellt, die es in sich haben – die berühmte, virtuose Transkription von Ferruccio Busoni, die intimere, äußerst selten gespielte Bearbeitung von Johannes Brahms sowie eine im Jahr 2000 vorgenommene Bearbeitung von Rudolf Lutz (Jg. 1951, Professor für Improvisation an der Schola Cantorum Basel). Ganz am Ende der CD erklingt dann noch das Originalstück Bachs, gespielt von der Geigerin Amandine Beyer, einer jungen, vorzüglichen Barock-Spezialistin, deren nuancenreiches, innovatives Spiel mich weit mehr fesselt als das technisch gute, doch wenig atmende, etwas trockene Klavierspiel von Edna Stern. Amandine Beyer, Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe, macht sich seit 1999 einen Namen als Barockspezialistin und Lehrerin. Laut Beiheft spielt sie auf einer neu gebauten Barock-Geige von Pierre Jaquier (1996); sie verzichtet konsequent auf den Kinnhalter der Geige und besteht auf einer sehr nuancenreichen Bogentechnik, die ihr so spannende Spielresultate einbringt, daß wohl selbst hartgesottene Verehrer des Vibratos ihrem vibratolosen, reinen Spiel sehr viel abgewinnen können. Eine der spannendsten, detailgenauesten, weiträumigsten Darbietungen der Ciaconne auf der Geige, die ich je gehört habe und eine klare 10 für diese Viertelstunde. Von Frau Beyer würde ich sehr gern einmal alle Partiten und Sonaten Bachs hören!

Doch leider nur eine 6 für den Rest: Edna Stern ist ohne Zweifel eine vorzügliche Pianistin, die ihre drei Produktionen hier von den Tempi her wohl disponiert und in der Dynamik sorgsam ausgehört hat und mit solider Technik angegangen ist. Doch Busoni klingt ausgesprochen arm an Farben und artikulatorischen Nuancen und hat vergleichsweise wenig Feuer. Am besten gelingt es ihr, den intimen Ton der Bearbeitung von Brahms zu treffen, welche allen Pianisten nachhaltig empfohlen sei. Als überflüssig erweist sich angesichts zwei so hochkarätiger Transkriptionen jedoch die Neufassung von Lutz, die über weite Strecken wie eine nüchterne Übertragung daherkommt und sogar die Arpeggien der Geigen-Akkorde imitiert, was auf dem Klavier nicht nötig ist. Der Versuch, ein quasi-barockes Klangbild auf den modernen Flügel zu übertragen, will nicht recht überzeugen – zumal die dritte Klavierbearbeitung in Folge des gleichen Variationenwerkes ermüdend wirkt. Der Flügel klingt recht basslastig, in den Lagen unausgeglichen (scharfe Mittellage, stumpfe Höhe), und die mitunter recht exzessive Verwendung des linken Pedals zur Kompensation macht das Ergebnis nicht besser. Ärgerlich ist auch das schlampige Booklet (Text und Layout), das so gut wie keine Angaben zur Entstehung der Bearbeitungen von Busoni und Brahms macht und die Biographie der Geigerin an diejenige der Pianistin anhängt – ohne jede Abgrenzung. Ein Kunde, der kein Fachmann für Transkriptionen ist, bekommt beim Tracklisting nicht einmal mitgeteilt, wer was spielt bzw. um was für Arrangements es sich handelt. Klangtechnisch ein solider, doch sehr direkt abgenommener und wenig räumlicher Rundfunkmitschnitt.

Dr. Benjamin G. Cohrs [15.07.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Sebastian Bach
1Chaconne (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004)
2Chaconne (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004)
3Chaconne (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004)
4Chaconne d-Moll (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004)

Interpreten der Einspielung

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