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Besprechung CD

Pierre-Auguste Blondeau Quatuors d'après les sonates pour piano de Beethoven

Alpha Productions 072

1 CD • 64min • 2004

15.06.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der Frankfurter Satiriker F. W. Bernstein hat einmal ein kleines Prosastück geschrieben, eine Nachricht, derzufolge der überraschende Fund von 500 weiteren Streichquartetten Beethovens beträchtliche Verwirrung in der Musikwelt ausgelöst habe. Zum Glück, so die Notiz weiter, hätte sich schnell herausgestellt, daß die Manuskripte unleserlich waren, so daß man das mühsam erworbene alte Beethoven-Bild doch nicht zu ändern brauchte ...

In einer annähernd vergleichbaren Situation, wenngleich sie bei weitem nicht so dramatisch ist, sieht sich der Hörer derjenigen Bearbeitungen früher Klaviersonaten Beethovens gestellt, die Pierre-Auguste-Louis Blondeau (1784 – ca. 1865) vornahm und zwischen 1808 und 1809 publizierte: Plötzlich wird man mit drei weiteren Quartetten Beethovens konfrontiert, denen zwar Fremdbearbeitungen zugrunde liegen, die jedoch bei nur leicht unkritischem Hören durchaus als Originale durchgehen könnten. Denn der Pariser Geiger und Komponist Blondeau, Schüler von Gossec und Méhul, setzte die drei ersten Klaviersonaten op. 2 so sinnvoll für das Quartett, daß an nur wenigen Stellen die Übertragung überhaupt ohrenfällig wird – wenn etwa über längere Strecken in op. 2,2 A-Dur der Baß des Quartetts, also die ursprüngliche linke Hand, unterbeschäftigt wird. Einen folgenreichen Eingriff stellt auch die Ersetzung des originalen Adagios aus op. 2,1 f-moll durch den langsamen Satz der zweiten Violinsonate dar; zumal diese ohne Not vorgenommen wurde, da auch der ursprüngliche Satz für ein Arrangement geeignet gewesen wäre. Das jedoch ist die notwendige Kluft, die man zwischen Beethovens authentischem Quartettschaffen und dem fiktiven annehmen muß: Daß es der Meister selbst in jedem Fall noch besser gemacht hätte.

Dagegen wirkt die Interpretation des Pariser Quatuor Ad Fontes so, als ob hier drei veritable Uraufführungen gespielt würden. Damit ist nicht nur das unüberhörbare Interesse des Quartetts an den von ihm musizierten Stücken bezeichnet, sondern auch die fantasievolle Klangvielfalt, die mit all den perkussiven Effekten, Schleifgeräuschen und anderen Feinheiten eher an den zeitgenössischen Hörgewohnheiten geschult zu sein scheint als an denjenigen des frühen 19. Jahrhunderts. Da läßt sich ein gewisses laissez faire in der Phrasierung und Tongebung verschmerzen. Auch wenn diese Streichquartette nicht von Beethoven stammen, stellen sie doch eine hinreißende Fälschung dar – was nicht unbedingt heißt, daß nun alle Musikfreunde einer Totale aller 32 Klaviersonaten im Quartett-Gewand entgegenfiebern.

Prof. Michael B. Weiß [15.06.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Pierre-Auguste-Louis Blondeau
1Streichquartett Nr. 1 A-Dur
2Streichquartett Nr. 2 C-Dur
3Streichquartett Nr. 3 F-Dur

Interpreten der Einspielung

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