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Besprechung CD

J.S. Bach

Cantatas Vol. 27

BIS 1421

1 CD • 68min • 2003

21.04.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 6
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Seit der ersten CD-Begegnung mit dem 1990 von dem japanischen Organisten, Cembalospieler und Dirigenten Masaaki Suzuki gegründeten Bach Collegium Japan häufen sich die Anzeichen, dass der im Entstehen begriffenen Gesamtaufnahme von Bachs Kantatenschaffen ein Spitzenplatz unter den Vergleichsproduktionen einzuräumen sei. Immer wieder wird in Rezensionen der hohe Standard der künstlerischen Leistungen gewürdigt, allem voran die bewundernswert sorgfältige, klare und deutliche Singsprech-Kultur der klein besetzten japanischen Kantorei.

Dennoch ist das soeben veröffentlichte Kantatenprogramm „Leipzig 1724“ als CD Nummer 27 der in loser Folge erscheinenden Einzelveröffentlichungen in mehrfacher Hinsicht ein Sonderfall. Schon aufgrund einer komplizierten Quellenlage fällt Bachs „Reformationskantate“ BWV 80 aus dem Rahmen. Obwohl sie eine zentrale Bedeutung für den Leipziger Kirchendienst des protestantischen Thomaskantors haben müsste, existiert von diesem Werk ein von Musikforschern nur mühsam zusammengestückeltes Aufführungsmaterial. Das respektable Ergebnis weist darüber hinaus eine ungewöhnlich kompromierte Häufung motettisch-polyphoner Satztechniken auf, deren dichtes Netz eine ganz besondere Herausforderung für jeden Aufführungsversuch sein muß. Namentlich der Einleitungssatz der Reformationskantate erhielt in der Fachwelt das Prädikat eines „Höhepunktes des Bachschen vokalen Choralschaffens“ (Alfred Dürr). Diesen von Kontrapunkt-Künsten strotzenden Satz mit dem Auge und Sachverstand zu analysieren oder ihn in ein musikalisch-akustisches Klangereignis umzusetzen, sind jedoch zweierlei Dinge.

Masaaki Suzuki geht mit seinen Choristen und Instrumentalisten das Wagnis ein, jeder Einzelstimme – speziell in dem komplexen Eingangssatz (Tr. 1) – und auch in der großen Choralmotette Und wenn die Welt voll Teufel wär (Tr. 5) – eine gleiche, klanglich absolut gleichwertige Bedeutungsschwere zu verleihen. Gepaart mit einem zügigen, eher hastig dahineilenden Taktmetrum bei geradezu teuflich stereotyper Rhythmik bewegt sich das Ergebnis auf jenem gefährlichen Pfad, den Strawinsky einmal mit der für ihn typischen ironischen Distanz als „Nähmaschinen-Bach“ charakterisiert hat. Einmal aufgestört durch durch eine derartige Mechanisierung der Taktgebung, bei überbordenden Binnenstrukturen – das ist auch bei den vergleichbaren Sätzen der anderen hier vertretenen Kantaten zu hören – ist eine zusammenfassende, für das künstlerische Gesamtgeschehen objektive Beurteilung dieser Aufnahme schwierig. Man hört – auch in Hinblick auf die orchestral ständig überlagerte Textartikulation – mit besonderen Gewinn eigentlich nur die Rezitative und ariosen Partien, deren Transparenz die sorgfältigen Detailkenntnisse und die Hingabe an das Werkgeschehen aller Beteiligten verraten. Hervorzuheben ist hier die vom Ansatz her besonders sensible, klanglich dennoch brillante, virtuos und souverän beherrschte Bläsertechnik von Toshio Shimada auf der altertümlichen Zugtrompete (Tromba da tirarsi). Als Indiz für die Vertrautheit mit dem historischen Instrumentarium gilt dieser Sonderbeifall für das gesamte Ensemble.

Dr. Gerhard Pätzig [21.04.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Sebastian Bach
1Ein feste Burg ist unser Gott BWV 80 (Kantate)
2Wo soll ich fliehen hin BWV 5 (Kantate)
3Mache dich, mein Geist, bereit BWV 115 (Kantate)

Interpreten der Einspielung

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