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Besprechung CD

EMI 5 57827 2

1 CD • 64min • 2003

13.05.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Die Idee, einen hochkarätigen Solopianisten oder eine -pianistin für die „dienende“ Rolle des Liedbegleiters zu gewinnen, hat vor allem Dietrich Fischer-Dieskau öfter realisiert, u.a. mit Svjatoslav Richter, Alfred Brendel, Maurizio Pollini, Murray Perahia – nicht immer mit überzeugendem Erfolg. Es spricht schon einiges für die Überzeugung des britischen Pianisten und überragenden Begleiters Graham Johnson: „Zum Begleiter muss man geboren sein!“ Darin steckt nicht nur ein gerüttelt Maß an Selbstbescheidung, sondern durchaus auch an Selbstbewusstsein, sind es doch ganz eigene, besondere Qualitäten – nicht nur Bereitschaft zu Verzicht und Unterordnung –, die einen exzellenten Liedbegleiter ausmachen und – mehr noch – auszeichnen. Daß sich Mitsuko Uchida trotz ihres glänzenden Namens als Klaviersolistin die unerlässliche musikalische Dialogfähigkeit bewahrt hat, die erforderlich ist, um die Partnerschaft zwischen Sänger und Instrumentalist über ein unverbindliches Nebeneinander hinaus zum konstruktiven, kreativen Zusammenspiel zu steigern, spricht nur für das außergewöhnliche künstlerische Format der Japanerin. In der Tat ist es höchst beeindruckend, wie zurückhaltend und intensiv zugleich sie den wesentlich geringeren Spielraum ausnutzt, ausfüllt und ausgestaltet, den ihre begleitende Rolle zulässt. Mit schier seismographischer Reaktionsfeinheit und -schnelligkeit antwortet sie auf jede dynamische Vorgabe, vollzieht sie Farbwechsel und variiert sie minutiöse Temponuancen. Es scheint, als habe der britische Tenor mit der japanischen Pianistin eine künstlerisch seelenverwandte Künstlerin entdeckt, die seinem hochdifferenzierten Gestaltungswillen kongenial entspricht.

Wie bereits in der vorangegangenen Winterreise reizt Bostridge auch hier die im Werk steckende emotionale Palette so weit aus wie möglich: vom scheinbar oberflächlich-heiteren Beginn, dem Wanderlied des erzählenden Müllerburschen, über die aufkommenden Zweifel und die wachsende Sehnsucht des Verliebten, hin zur Resignation und beginnenden Verzweiflung, durchbrochen von beißender Ironie und fast haßerfülltem Vorwurf, endend in auswegloser Hoffnungslosigkeit und Selbstaufgabe. Diese reichen emotionalen Farben kleidet Bostridge in eine ebenso große Vielfalt von Stimmnuancen und -schattierungen, macht beklemmend deutlich, daß dieser von Liebe und Tod getränkte Zyklus auch auf Schuberts persönliches Schicksal verweist, der im Entstehungsjahr der Schönen Müllerin die Diagnose von seiner unheilbaren Syphilis-Erkrankung erfahren hat.

Kurt Malisch † [13.05.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Die schöne Müllerin D 795 (Liederzyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller)

Interpreten der Einspielung

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