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Besprechung CD

Audite 97.507

1 CD • 70min • 2003

15.06.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Franz Schuberts Streichquartette aufzunehmen gehört inzwischen zum guten Ton fast jedes Streichquartetts. So auch bei dem aus Deutschland stammenden Mandelring Quartett, das mit dieser CD die erste Folge seines Schubert-Zyklus’ vorlegt. Wie zumeist üblich, wird ein frühes Werk mit einem späten Quartett kombiniert, hier das 1813 vom erst 16-jährigen Schubert geschriebene Quartett D 87 und das knapp drei Jahre vor seinem Tod entstandene Quartett D 810 Der Tod und das Mädchen, das wohl bekannteste und radikalste Streichquartett des Wiener Komponisten im Schatten Beethovens.

Die Liste an gelungenen Schubert-Quartettinterpretationen ist lang und pendelt zumeist zwischen einer stark am Wiener Idiom orientierten Spielweise und einer die strukturellen Merkmale der Musik betonenden Darstellung. Die vier Streicher des Mandelring Quartetts wählen den zweiten Weg und festigen diesen durch ihr klares und intonationssicheres Spiel ebenso wie durch ihre transparente Stimmführung. Die Musik Schuberts verliert so zwar die etwa beim Alban Berg Quartett so reizvoll zu erlauschende Spannung zwischen volksliedgetränkter Naivität und rastloser Spannung, überzeugt aber durch eine messerscharf die Details freilegende Spiellust.

Die Grundstimmung im Es-Dur-Quartett wird dominiert durch weiches, rundes und gesangliches Spiel, dennoch bleibt am Ende der Eindruck einer gewissen Restspannung bestehen, so als ob sich die Musik nur bedingt aussingen konnte. Denn wie sehr diese Grundhaltung der Musik Schuberts entspricht, zeigt das auf dieser CD zuerst erklingende d-Moll-Quartett.

Das Spiel des Kopfsatzes ist geprägt von einer nervösen Grundstimmung, einen aggressiven und spannungsgeladenen Zug. Besonders bewerkenswert in der Interpretation des Mandelring Quartetts sind die Unisono-Passagen, die ungeheuer kompakt und energiereich klingen und wie Keimzellen fungieren, aus denen sich dann der musikalische Fluss ergießt. Zart und tieftraurig, als wäre alle Leidenschaft zuvor verbrannt worden, beginnt der langsame Variationensatz. Im Mittelpunkt steht hier das sehr intensiv hervorgehobene klangliche Element. Scherzo und Finale greifen die Stimmung des Kopfsatzes wieder auf und steigern sie zu den obsessiven Ausbrüchen das Finales. Interessant ist auch das Ende dieser Interpretation. Der musikalische Energiefluss scheint am Ende nicht wirklich zum Stillstand zu kommen, die Musik scheint sich nur unter dem Zwang einer starken Bremse zum Stehen bringen zu lassen. Eine spannende Auffassung, vor allem, wenn man bedenkt, wie sehr Schubert das Finalproblem auch in anderen Werken nur selten wirklich in den Griff bekam und wie sehr das kinetische Element sich bei ihm in Finali oft zu verselbstständigen scheint.

Der Klangraum ist für die Klangfülle des Ensembles überraschend klein und besitzt relativ wenig Hall. Das Klangbild ist insgesamt aber erstklassig ausbalanciert und präsentiert die vier Streicher als kompakten und harmonischen Klangkörper.

Robert Spoula [15.06.2004]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Schubert
1Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 (Der Tod und das Mädchen)
2Streichquartett Nr. 10 Es-Dur D 87 op. post. 125 Nr. 1 (1813)

Interpreten der Einspielung

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