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Besprechung CD

Hungaroton HCD 32247

1 CD • 75min • 2003

25.05.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Denjenigen, die sich im Eisenstädter Umfeld Joseph Haydns ein wenig auskennen, ist er sicher ein Begriff: Aloisio Luigi Tomasini. 1741 in Pesaro geboren, begegnete er vermutlich in seiner Jugend Tartini und Leopold Mozart. Bereits mit 16 Jahren war sein Geigenspiel so ausgereift, daß er für die Eisenstädter Hofkapelle verpflichtet wurde und einige Jahre später zu deren Konzertmeister unter Joseph Haydn befördert wurde – ein Posten, den er bis zu seinem Tod 1808 innehatte. Haydn selbst lobte das Spiel Tomasinis enthusiastisch: „…meine Quartette spielt niemand so wie Tomasini…“ Auch persönlich waren die beiden Musiker eng befreundet: Mehrfach übernahm Haydn die Patenschaft von Tomasinis Kindern. Als Künstler war Tomasini in ganz Europa gefragt und seine Tourneen führten ihn u.a. an den Wiener Kaiserhof und 1791 zu den Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Franz nach Frankfurt.

Bekanntermaßen war Tomasinis Brotherr, der Fürst Esterházy, ein leidenschaftlicher Baryton-Spieler. So verwundert es nicht, daß uns aus Tomasinis Feder neben Violinkonzerten, Violinsonaten, -duos und Streichquartetten auch 24 Barytontrios erhalten sind. Doch es überrascht, daß ein Musiker, der stets so eng mit der starken Persönlichkeit Joseph Haydns zusammenarbeitete, als Komponist zu einem eigenen, originellen Profil finden konnte. Die auf der vorliegenden CD erstmals eingespielte Auswahl von Streichquartetten Tomasinis zeigt einen reifen, eigenständigen Meister, der den Vergleich mit seinen Zeitgenossen nicht zu scheuen braucht. Auch wenn hier noch nicht die Ausgewogenheit der großen, späteren Quartette der Wiener Klassiker vorhanden ist, sind die Stücke doch klar strukturiert, voller Humor, unerwarteter Wendungen und Frische des musikalischen Einfalls. Die drei Quartette entstammen zwei unterschiedlichen Zyklen: das D-dur-Quartett entstand vermutlich um 1770, während die beiden anderen wesentlich später, wohl in den 1790er Jahren, komponiert wurden.

Es ist das Verdienst des ungarischen Tomasini-Quartetts, diese wertvolle Musik wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben. Die Aufnahme klingt angemessen räumlich und gut balanciert. Das Spiel des auf Originalinstrumenten musizierenden Ensembles läßt jedoch den letzten Feinschliff vermissen. Besonders dem frühen Quartett fehlt es an Delikatesse im Detail, sei es bei dynamischen Übergängen, Kontrasten, klanglich feinen Abstufungen oder bei der Plastizität der Phrasierung. Die Interpretation bleibt insgesamt zu sehr an der Oberfläche und man spürt deutlich, daß die Interpreten ein höheres Potential zu bieten hätten als sie es hier zeigen. Die beiden späteren Quartette gelingen dem Ensemble zupackender und kontrastreicher.

Das Textheft informiert ausführlich und kompetent über den Komponisten, sein Umfeld und die eingespielten Werke. Alles in allem eine gute Aufnahme, die nicht nur für Streichquartett-Fans eine spannende und lohnende Entdeckung ist.

Heinz Braun † [25.05.2004]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Luigi Tomasini
1Streichquartett D-Dur Korcak 5
2Streichquartett B-Dur Korcak 10
3Streichquartett d-Moll Korcak 11

Interpreten der Einspielung

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